Rechtsextremismus:Kleiner Erfolg

Trotz des Schlags gegen den "OSS" - die rechte Gewalt nimmt zu.

Von Tanjev Schultz

An jedem Tag im Jahr schlagen Neonazis irgendwo in Deutschland zu. Im Durchschnitt sind es drei Gewalttaten. An jedem Tag. Hat die Gesellschaft sich daran gewöhnt? Das darf nicht passieren. Hinter den Zahlen verbergen sich viele Opfer, viele Schicksale. Und die Mahnung, dass der rechte Terror jederzeit weiter eskalieren kann.

Möglicherweise, so der Innenminister, habe man gerade die Bildung einer Organisation nach dem Vorbild des NSU verhindern können. Ob die Neonazis der Gruppe "Oldschool Society" wirklich so gefährlich geworden wären wie der NSU, ist zwar Spekulation. Aber die Hinweise, dass es sich tatsächlich um eine terroristische Vereinigung handelt, durften nicht ignoriert werden. Das martialische Auftreten dieser Rechtsextremisten und das Horten von Sprengmitteln sind Gründe genug, nicht abzuwarten, bis es vielleicht zu spät ist. Bei der "Oldschool Society" sieht es so aus, als hätten die Sicherheitsbehörden, ganz anders als im NSU-Fall, vieles richtig gemacht. Offenbar wurde frühzeitig über die Grenzen der Bundesländer hinweg ermittelt.

Für die Innenminister ist es natürlich angenehm, wenn sie eine spektakuläre Razzia als Erfolg verkaufen können. Und das auch noch am selben Tag, an dem die neue, traurige Statistik über rechte Gewalttaten veröffentlicht wird. Diese Statistik zeigt eines sehr deutlich: Durch eine Razzia allein ist die Gefahr nicht gebannt.

© SZ vom 07.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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