Proteste in Birma weiten sich aus:Die Tränen der Lady

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Birmas Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi weint und stützt damit den Protest der Mönche, der sich zur größten Demonstration seit fast 20 Jahren ausgeweitet hat.

Oliver Meiler

In Birma wächst die Revolte der Mönche gegen das Regime der Generäle. Am Sonntag nahmen erstmals auch einige hundert Nonnen an einem Protestmarsch der buddhistischen Geistlichen teil.

Bilder aus Birma
:Der Protest der buddhistischen Mönche

Der Kampf um Demokratie in Birma ist ein bitterer. Die Machthaber versuchen, den weitgehend friedlichen Marsch der Mönche seit Mittwoch gewaltsam zu beenden - mit Tränengas, mit Verhaftungen und mit Schüssen.

Der Tonfall wird härter und auch die Symbolik gewinnt an Bedeutung. Am Samstag präsentierten sich etwa tausend Geistliche in ihren safranroten Gewändern am Eingang zur University Avenue in Rangun.

Dort, am Rand der früheren Hauptstadt Birmas, steht Tag und Nacht eine Polizeisperre. Es soll niemand durch, der ohne Bewilligung zur ,,Lady'' will. So nennen die Birmanen Aung San Suu Kyi, die Oppositionsführerin und Friedensnobelpreisträgerin.

Die Lady steht seit vielen Jahren unter Hausarrest. Sie darf nicht öffentlich reden, niemanden ohne Bewilligung empfangen. Doch am Samstag lösten die Polizisten ihre Blockade auf und ließen die unangemeldeten Mönche durch. Aung San Suu Kyi verließ kurz ihr Haus.

Geredet hat sie nicht. Aber geweint soll sie haben, und gebetet. Dissidenten werten diesen Moment als einen historischen und die Tränen der Lady als stilles Plazet für den Protest.

Seit einer Woche läuft die Revolte der Mönche. Sie fordern die Junta auf, sich zu entschuldigen für einen Tränengaseinsatz gegen ihre Brüder, die sich bei einer Kundgebung vor drei Wochen über eine Benzinpreiserhöhung beschwert hatten.

Einer der Mönche soll dabei tödlich verletzt worden sein. Doch die Generäle entschuldigen sich nicht.

Das erklärte Ziel der Mönche ist es nun, die ,,teuflischen militärischen Despoten'' zu Fall zu bringen: ,,Sie lassen unser Volk verelenden'', heißt es in einer Verlautbarung der ,,All Burma Monks Alliance''.

Wie viele der über 400.000 birmesischen Mönche sich zur Vereinigung zählen, ist nicht bekannt. Zu den ersten Märschen erschienen ein paar hundert, am Wochenende versammelten sich mehrere tausend in immer mehr Städten.

Allein bei einer Kundgebung in Mandalay nahmen 10.000 Mönche teil. Für das Regime stellt die Revolte eine ernste Herausforderung dar. Der buddhistische Klerus gilt neben dem Militär als die einzige stabile Institution in Birma.

Die Mönche haben die Bevölkerung aufgerufen, an ihrem Protest teilzunehmen. An drei Abenden sollen die Bürger jeweils eine Viertelstunde mit ihnen den Sturz der Diktatoren herbeibeten.

Immer mehr Menschen trauen sich, an der Seite der Geistlichen auf die Straße zu gehen, allen voran junge, politisch engagierte Birmanen und Oppositionelle aus der Zeit des letzten großen Aufstandes 1988.

Die Online-Zeitung The Irrawaddy, die in Thailand gemacht wird, berichtet, dass auch Beamte an den Fenstern gesehen worden seien, die geklatscht hätten, als die Mönche vorbeikamen.

Ein Dichter appelliert so an die Intellektuellen: ,,Es ist an der Zeit, dass alle birmesischen Künstler sich den Mönchen anschließen, die den Protest gegen das Regime anführen.''

Noch scheine es aber, so die Zeitung, als fürchteten viele Bürger, dass man sie zwar am Tag unbehelligt marschieren lasse, in der Nacht aber abführen könnte.

Das Regime hat sein Kontrollnetz über das ganze Land gespannt. Birma ist voll von Spitzeln.

© SZ vom 24.09.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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