Politik kompakt:Flüchtlinge erleiden Schiffsbruch vor Lampedusa

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Ein Boot mit 400 Flüchtlingen an Bord ist vor der süditalienischen Insel Lampedusa auf einen Felsen gefahren. An Bord brach Panik aus, doch alle Passagiere konnten gerettet werden.

Kurzmeldungen im Überblick

Vor der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa sind nach Polizeiangaben am Sonntag rund 400 Flüchtlinge gerettet worden, deren Schiff in Schwierigkeiten geraten war. Wie italienische Medien berichteten, kam das bereits von der italienischen Küstenwache begleitete Schiff in der Nacht zum Sonntag vom Kurs ab und fuhr auf einen Felsen in der Nähe des Hafens.

Ankunft auf der italienischen Insel Lampedusa. Nun haben hunderte Bootsflüchtlinge aus Libyen erneut ihr Leben aufs Spiel gesetzt, um die italienische Küste zu erreichen. (Foto: dpa)

An Bord sei daraufhin Panik ausgebrochen. Viele der Flüchtlinge - darunter auch Frauen und Kinder - seien ins Wasser gesprungen. Entgegen ersten Berichten konnte die Küstenwache jedoch alle retten, hieß es am Sonntagmorgen. Die Finanzpolizei erklärte, die Steuerung sei ausgefallen.

Am Freitag war bereits ein Boot mit rund 600 Menschen an Bord vor der libyschen Küste bei Tripolis gesunken. Italienischen Medienberichten zufolge kamen dabei Dutzende Flüchtlinge ums Leben.

(dpa/dapd)

In Rheinland-Pfalz ist der Weg für die rot-grüne Koalition frei, in Kandahar sterben zahlreiche Menschen bei andauernden Gefechten, die libysche Armee zerstört Öltanks in Misrata und in Tunis gibt es nun eine nächtliche Ausgangssperre. Lesen Sie auf den nächsten Seiten weitere Kurzmeldungen.

Das erste rot-grüne Regierungsbündnis in Rheinland-Pfalz ist perfekt. Sechs Wochen nach der Landtagswahl hat die Basis beider Parteien dem Koalitionsvertrag zugestimmt - trotz großer Bedenken. Denn im Streit um Verkehrsprojekte gab es erhebliche Hinternisse für eine Einigung.

Am 18. Mai will sich Deutschlands dienstältester Ministerpräsident Kurt Beck im Landtag nun erneut wählen lassen. Die SPD billigte das rot-grüne Regierungsprogramm bereits am Samstag auf einem Parteitag in Mainz. Am Sonntag entschieden sich auch die Grünen in Neuwied dafür - bei 13 Gegenstimmen und drei Enthaltungen.

Die Grünen hatten in den Verhandlungen mit der SPD nur sehr zögernd dem Bau der riesigen Moselbrücke bei Zeltingen-Rachtig zugestimmt. Der Grünen-Landeschef Daniel Köbler argumentierte, es habe keine Alternative gegeben. Beim SPD-Parteitag tags zuvor hatten umgekehrt mehrere Delegierte bedauert, dass das Projekt einer anderen Brücke im Unesco-Welterbe Oberes Mittelrheintal auf Drängen der Grünen gestoppt wird.

CDU-Landeschefin Julia Klöckner kritisierte den Koalitionsvertrag. "Weniger Polizei, mehr Ministerien und Staatssekretäre, höhere Steuern, Festschreibung des Unterrichtsausfalls, Einstieg in die Legalisierung von Drogen lauten die Stichworte der rot-grünen Politik zulasten der Bürger."

(dpa)

Bei andauernden schweren Gefechten in der südafghanischen Stadt Kandahar sind nach Angaben des Innenministeriums mindestens 23 Taliban-Kämpfer getötet worden. 15 Aufständische seien seit Beginn des Taliban-Angriffs am Samstagmittag erschossen worden, sagte ein Ministeriumssprecher. Acht Selbstmordattentäter sprengten sich in Fahrzeugen in die Luft. Zwei Polizisten und ein Zivilist kamen ums Leben. Bis zu 40 Menschen wurden verletzt.

Nach Angaben der Provinzregierung wurden fünf Selbstmordattentäter festgenommen, bevor sie ihren Sprengstoff zünden konnten. Die Gefechte dauerten am Sonntag an. Eine unbekannte Anzahl Aufständischer habe sich im Hotel Kandahar verschanzt und schieße von dort aus auf ein Geheimdienst-Büro, sagte ein Angehöriger der Sicherheitskräfte, der ungenannt bleiben wollte. Augenzeugen berichteten von mehreren Explosionen an verschiedenen Orten in der Hauptstadt der Provinz Kandahar.

(dpa)

Die libysche Armee hat nach Aussagen von Aufständischen bei einem Luftangriff mehrere Öltanks in der Rebellenstadt Misrata zerstört. Zudem griffen die libyschen Truppen nach Angaben der Rebellen die Stadt Dschalu in der Nähe von wichtigen Ölfeldern im Osten des Landes an.

Auch die Kämpfe an der Grenze zwischen Libyen und Tunesien sind am Wochenende eskaliert. Gaddafi-Truppen feuerten Artilleriegeschosse auf Tunesien ab. Am Samstag mussten Schulen im tunesischen Grenzort Dehiba geschlossen werden, nachdem nahezu 100 Granaten und Raketen niedergegangen waren. "Wir haben große Angst. Die Raketen schlagen direkt um uns herum ein", sagte ein Einwohner.

Derweil nahm der Anführer der Rebellentruppen im Osten des Landes eine frühere Behauptung eines Sprechers der Aufständischen zurück, Italien habe mit ihnen ein Abkommen zur Waffenlieferung geschlossen. "Wir haben keine Waffen bekommen, weder von Italien noch von einem anderen Land", sagte Abdel Junes Fattah dem Fernsehsender Al-Dschasira. Der Sprecher habe sich wohl falsch ausgedrückt.

(Reuters)

In Ecuador hat der linksgerichtete Präsident Rafael Correa seine Macht ausgebaut. Seine geplanten Reformen erhielten Umfragen zufolge am Samstag die notwendige Mehrheit in einer Volksabstimmung. Rund 11,2 Millionen Ecuadorianer waren aufgerufen, über die zehn Fragen abzustimmen, die vom Verbot von Stierkämpfen bis zu Beschränkungen für die Medien und die Justiz reichen. Gegner des Vorhabens kritisieren, die Reformen würden die Demokratie in dem Andenstaat mit seinen 17 Millionen Bürgern aushöhlen.

(Reuters)

In Tunis hat die Regierung Medienberichten zufolge nach Gewaltausbrüchen und Plünderungen eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. Wie der französische Rundfunk berichtete, gelte die Ausgangssperre bis auf weiteres zwischen 21.00 Uhr und 5.00 Uhr. Jugendliche hätten nach Augenzeugenberichten in Armenvierteln der Hauptstadt Geschäfte geplündert und mehrere Autos in Brand gesteckt. In den vergangenen Tagen kam es im Zentrum von Tunis wiederholt zu Kundgebungen, bei denen der Rücktritt der Übergangsregierung gefordert wurde. Die Polizei ging teilweise mit Gewalt gegen die Demonstranten vor.

(dpa)

Im Jemen ist die Polizei am Samstag gegen tausende Demonstranten mit Tränengas und scharfer Munition vorgegangen. Bei den Protesten in der Stadt Al Maafir in der Provinz Tais im Süden des Landes ist einem Aktivisten zufolge ein Demonstrant getötet worden. Elf Menschen seien verletzt worden. Bei den Demonstranten soll es sich überwiegend um Studenten gehandelt haben, später hätten sich die übrigen Bewohner der Stadt den Protesten gegen die Regierung angeschlossen. Auch in den Städten Ibb und Hadramawt, ebenfalls im Süden des Landes, forderten Tausende den Rücktritt von Präsident Ali Abdullah Saleh.

(dapd)

Im Norden Nigerias sind nach Polizeiangaben mindestens 16 Menschen getötet und mehrere Häuser in Brand gesetzt worden. Es noch unklar, wer den Überfall verübt habe, teilte die nigerianische Polizei am Freitagabend mit. Augenzeugen sagten, der Angriff auf die Stadt Tafawa Balewa im Bundesstaat Bauchi sei ein Vergeltungsakt für frühere Morde in der Region gewesen. In Nigeria kommt es immer wieder zu religiös motivierten Gewalttaten. In dem ölreichen Land gibt es deutliche Spannungen zwischen dem muslimisch geprägten Norden und dem überwiegend von Christen bewohnten Süden.

(Reuters)

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