Polen:Außenminister fordert Reparationen

Aus moralischer Sicht gebe es "keine Diskussion", ob Berlin für Weltkriegsschäden zahlen müsse, sagt Warschaus Chefdiplomat.

Polens Außenminister Witold Waszczykowski stützt wie andere Mitglieder der nationalkonservativen Regierung in Warschau die Forderung nach Entschädigung aus Deutschland wegen der Schäden im Zweiten Weltkrieg. "Wir sollten uns zu einem ernsten Gespräch mit den Deutschen zusammensetzen und gemeinsam überlegen, wie man das Problem lösen kann", sagte er am Montag dem Radiosender RFM FM. Auf den Beziehungen liege der Schatten der deutschen Aggression 1939 und ungelöster Nachkriegsfragen.

Der Innenminister der Regierung in Warschau, Mariusz Błaszczak, hatte am Wochenende die materiellen Kriegsschäden auf eine Billion US-Dollar (derzeit umgerechnet 840 Milliarden Euro) geschätzt. Außenminister Waszczykowski sagte dazu: "Vielleicht sogar noch mehr, genaue Berechnungen wurden mehr als 70 Jahre lang nicht gemacht." Die Forderung nach Entschädigung wird seit einigen Monaten aus den Reihen der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (Pis) erhoben. Der Außenminister gab keine abschließende Antwort, ob Polen tatsächlich Reparationen fordern werde. "Diese Entscheidung kann nicht ein Minister allein treffen." Eine Stellungnahme der Regierung werde vorbereitet.

Unter moralischen Gesichtspunkten gebe es "wohl keine Diskussion", dass Zahlungen an Polen angemessen seien, so Waszczykowski. Rechtlich hingegen sei "die Frage nicht eindeutig aus verschiedenen Gründen." Der wissenschaftliche Dienst des polnischen Parlaments prüft derzeit, ob das Land rechtliche Möglichkeiten hat, Reparationen von der Bundesrepublik einzufordern. Die deutsche Seite geht davon aus, dass Polen auf eventuelle Ansprüche verzichtet hat.

© SZ vom 05.09.2017 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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