Pflege:Teilkasko

Minister Gröhe hat viel bewegt - aber noch nicht genug.

Von Kim Björn Becker

Sie ist eines der größten gesundheitspolitischen Vorhaben dieser Legislatur: die Pflegereform. In insgesamt drei Einzelgesetzen will die Bundesregierung das komplexe System im Land neu regeln. Zwei der sogenannten Pflegestärkungsgesetze sind bereits beschlossen, das dritte ist nun im parlamentarischen Verfahren.

Man kann Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) jedenfalls nicht vorwerfen, dass er sich nicht hinreichend um Pflege kümmere. Auf sein Betreiben hin sind erst die Leistungen für Betroffene ausgeweitet worden, danach gab sein Ministerium den Startschuss für eine komplette Neugestaltung der Begutachtung - die alten Pflegestufen gibt es bald nicht mehr, stattdessen werden sogenannte Pflegegrade den Hilfsbedarf jedes Einzelnen differenzierter als bislang bestimmen. Vor allem für Demenzkranke verspricht die Regierung etliche Verbesserungen.

Allerdings können die Reformen nicht darüber hinwegtäuschen, dass das System wohl auch in Zukunft prekär bleiben wird: Noch immer ist die gesetzliche Pflegeversicherung nur eine Art Teilkasko, die bei Weitem nicht alle Kosten abdeckt. Noch immer weiß niemand so recht, wo man in Zukunft all die Pfleger hernehmen soll, die immer mehr Alte versorgen müssen. Und ein massenhafter Abrechnungsbetrug hat das Vertrauen vieler Bürger in die Helfer erschüttert. Gröhe hat viel getan - und noch mehr zu tun.

© SZ vom 24.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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