Pflege:Stümper und Betrüger

Wie einzelne Pflegedienste Schande auf sich laden.

Von Kim Björn Becker

Nie wieder sollte in der Pflege arbeiten dürfen, wer sich auf Kosten der Gemeinschaft und zulasten der Schwächsten bereichert, indem er Geld kassiert für Leistungen, die nie erbracht wurden. Die Betrügereien einzelner Pflegedienste sind eine Schande. Im April dieses Jahres war bekannt geworden, wie schamlos Unternehmen vor allem in Berlin vorgegangen sein sollen.

Umso mehr kommt es nun darauf an, dass jetzt, da eine neue Masche offenbar geworden ist, schnell und entschlossen gehandelt wird. Vor allem in Bayern legen ambulante Dienste den Pflegebedürftigen offenbar seit Monaten Zettel vor, die eine wirksame Kontrolle der Pflegequalität verhindern, indem jede Datenweitergabe an die Kontrolleure untersagt wird. Das öffnet neuen Betrügereien Tür und Tor. Die Musterschreiben geben sich den Anschein juristischer Korrektheit, doch sie hebeln in Wirklichkeit die gute Absicht des Gesetzgebers aus, Pflegebedürftige vor Stümpern und Betrügern zu schützen.

Eine schlechte Idee ist es aber, nun diejenigen von Leistungen auszuschließen, die den mutmaßlichen Betrügern auf den Leim gehen. Eine Reform der Qualitätskontrolle könnte das Problem dafür rasch lösen: Die Prüfer müssen zügig die Möglichkeit bekommen, die Betroffenen selbst um ihr Einverständnis zu bitten. Wer will, kann zustimmen - und wer sich unwohl fühlt, dankend ablehnen.

© SZ vom 04.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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