Pflege:Beklagenswert

In einer perfekten Welt würde die Pflegeversicherung anders aussehen.

Von Guido Bohsem

In einer perfekten Welt würde die Reform der Pflegeversicherung so aussehen: Alle Betroffenen würden nach ihren individuellen Einschränkungen betreut, jeder von ihnen würde mehr Geld erhalten. Mit den zusätzlichen Mitteln könnten die Pfleger besser bezahlt und mehr von ihnen eingestellt werden. Es wäre für die alten Menschen ein großer Gewinn.

Doch leider steht die Pflegeversicherung unter ökonomischen Zwängen. Das Geld, das für die Pflege ausgegeben werden soll, ist nicht endlos, es muss zunächst erwirtschaftet werden. Die Knappheit des Geldes wird auch die geplante Reform der Pflege prägen. Zwar wird sie für viele Demenzkranke ein Segen sein. Doch für viele, die künftig pflegebedürftig werden, wird es geringere Leistungen geben als im geltenden System.

Das ist beklagenswert, aber weitgehend unvermeidbar. Wer die Betroffenen nach ihren individuellen Bedürfnissen behandeln will, muss genauer einteilen. Die meisten profitieren davon, oder sie verschlechtern sich nicht. Um aber auch den künftig Schlechtergestellten zu helfen, müssten die Pflegeleistungen insgesamt deutlich angehoben werden. Das würde einen massiven Anstieg der Beitragssätze nach sich ziehen. Das könnte man vielleicht jetzt noch finanzieren. Doch wenn die Wirtschaft das nächste Mal schwächelt und die Arbeitslosigkeit wieder steigt, müsste man um so härter kürzen, und das kann keiner wollen.

© SZ vom 08.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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