Parlamentswahlen in Serbien:Regierungschef Vučić gewinnt Parlamentswahlen in Serbien

Vučićs Fortschrittspartei erreicht die absolute Mehrheit. Drittstärkste Kraft wird die nationalistische SRS unter Vojislav Šešelj, der jüngst vom UN-Kriegsverbrechertribunal freigesprochen wurde.

Der serbische Regierungschef Aleksandar Vučić hat die vorgezogenen Parlamentswahlen in dem EU-Kandidatenland klar gewonnen. Seine "Fortschrittspartei" habe bei der Abstimmung am Sonntag mit 51 Prozent der Stimmen die absolute Mehrheit der 250 Parlamentssitze erreicht, berichtete die Wahlforschungsgruppe Cesid nach Auszählung von 57 Prozent der Wahllokale. Sein bisheriger sozialistischer Koalitionspartner SPS kam danach mit 12 Prozent auf den zweiten Platz.

Seine Politik habe eine "kraftvolle Unterstützung" erfahren, sagte Vučić am Abend. "Ich bin sehr stolz und berührt von unseren Ergebnissen."

Erstmals seit Jahren zogen auch wieder die extremen Nationalisten (SRS) in die Volksvertretung ein. Sie stiegen unter Führung ihres vom UN-Kriegsverbrechertribunal freigesprochenen Vojislav Šešelj mit über sieben Prozent auf Anhieb zur drittstärksten politischen Kraft des Balkanlandes auf. Daneben schafften nur noch die oppositionellen Demokraten (DS) den Sprung ins Parlament. Eine weitere extremistisch-nationalistische Partei (Dveri) pendelte um die Fünf-Prozent-Hürde.

UN-Tribunal
:Serbischer Nationalist Šešelj beschimpft UN-Tribunal nach seinem Freispruch

Er gilt als Propagandist eines Groß-Serbien, aber ein Kriegsverbrecher ist Vojislav Šešelj nicht, urteilt das Gericht. Nun fordert er eine Entschädigung für seine zwölfjährige U-Haft.

Vučić hatte mitten in der Legislaturperiode Wahlen angesetzt, um ein neues Mandat für eine schnelle EU-Annäherung seines Landes und schmerzliche Reformen zu bekommen. Der 46-Jährige hatte in den letzten Jahren immer wieder versprochen, demokratische Reformen zu erzwingen, um sein Land weiter an Brüssel anzunähern. Große Teile der Zivilgesellschaft werfen Vučić vor, er höhle mit seinem autoritären Politikstil die demokratischen Institutionen aus und gängele Medien und Justiz.

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