Pakistan:Sharif soll in Regierung zurückkehren

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Möglicher Ausweg aus der Krise in Pakistan: Die Volkspartei hat den früheren Regierungschef Sharif zur Fortsetzung der Koalition aufgerufen. Die Serie der Gewalt reißt indes nicht ab.

Nach dem Zusammenbruch der Regierung in Pakistan hat die Volkspartei PPP die Muslimliga des früheren Regierungschefs Nawaz Sharif zur Fortsetzung der Koalition aufgerufen. Der PPP-Vorsitzende Asif Ali Zardari versprach, die von Sharif geforderte Wiedereinsetzung entlassener Richter werde "sehr bald" erfolgen.

Wird zur Fortsetzung der Koalition aufgerufen: der frühere Regierungschef und Begründer der Muslimliga Nawaz Sharif (Foto: Foto: AP)

Der Richterstreit war Auslöser für die Aufkündigung des Regierungsbündnisses durch Sharifs Partei PML-N. Die Richter wurden Ende vergangenen Jahres von dem jetzt zurückgetretenen Präsidenten Pervez Musharraf entlassen. Bei ihrer Wiedereinsetzung muss Ex-General Musharraf mit einem neuen Gerichtsverfahren rechnen, was Unmut sowohl in den Streitkräften als auch in Washington auslösen würde. Beides wollte Zardari vermeiden.

Im staatlichen Fernsehen sagte Zardari, seine Partei könne auch ohne Sharif regieren. Er hoffe aber, dass dieser die weitere Arbeit der Regierung nicht stören werde.

Zardari kandidiert bei der Präsidentenwahl am 6. September für die PPP. Dabei wird im Parlament mit Hilfe kleinerer Parteien eine Mehrheit für den Witwer der ermordeten Oppositionsführerin Benazir Bhutto erwartet. Ministerpräsident ist seit dem 24. März der von Zardari ausgewählte PPP-Politiker Yousuf Raza Gilani.

In Washington sagte ein Sprecher des Außenministeriums, der Zusammenbruch der Koalition in Islamabad sei eine innere Angelegenheit Pakistans. Dies beeinträchtige nicht die Zusammenarbeit der USA mit Pakistan im Kampf gegen den islamischen Extremismus.

Weitere Anschläge

Unterdessen hat eine hohe US-Diplomatin in der Stadt Peshawar im Nordwesten Pakistans einen bewaffneten Überfall unversehrt überstanden. Dabei wurde das gepanzerte Fahrzeug, mit dem die Diplomatin Lynne Tracy zur Arbeit fahren wollten, von zwei Männern mit Sturmgewehren beschossen, wie ein Polizeisprecher mitteilte. Ihr Fahrer wendete das Auto und entkam. Dank der schweren Panzerung entstand nur leichter Sachschaden an dem Auto.

Einige hundert Kilometer weiter südlich wurden bei einer Bombenexplosion am Dienstag 21 Menschen verletzt. Es habe keine Toten gegeben, teilte die Polizei mit. Der Sprengsatz sei während eines Protestes in der Stadt Dera Allah Yar, etwa 300 Kilometer südlich der Provinzhauptstadt Quetta, explodiert. Er sei auf einem Motorrad montiert gewesen und während einer Demonstration für eine Autonomie der Provinz Baluchistan in die Luft gegangen. In der rohstoffreichen Provinz kämpfen Aufständische seit Jahrzehnten für eine größere Unabhängigkeit.

Die Grenzregion zu Afghanistan ist seit Monaten Schauplatz ständiger Kämpfe zwischen den Streitkräften und islamischen Extremisten und örtlichen Stammesführern. Die Gewalt hat in den vergangenen Wochen zugenommen. Beobachter befürchten, dass die politische Krise im Land die Regierung davon abhalten könnte, sich den wichtigen Problemen wie etwa dem Kampf gegen Extremisten und den wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu widmen.

© AP/Reuters/vb/aho - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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