Osram:Eklat mit Folgen

Siemens verweigert dem Vorstand seines Tochterunternehmens die Entlastung - schwer zu begreifen.

Von Caspar Busse

So etwas gibt es ziemlich selten in der Wirtschaftswelt: Ein Großaktionär entzieht dem Vorstandsvorsitzenden auf großer Bühne das Vertrauen. Genau das passierte am Dienstag bei der Hauptversammlung von Osram. Das Lichtunternehmen war viele Jahrzehnte Teil des Siemens-Konzerns, dann kamen die Trennung und der Börsengang. Heute ist Siemens mit knapp 18 Prozent noch größter Aktionär - und demontiert nun Osram-Chef Olaf Berlien. Man votiere gegen dessen Entlastung, teilte ein Siemens-Vertreter beim Aktionärstreffen in München überraschend mit.

Auch wenn Berlien am Ende mithilfe anderer Aktionäre vorläufig durchkam, es ist ein Eklat, der Folgen haben wird. Unterschiedliche Meinungen über die Strategie kann es ja durchaus geben. Soll sich Osram nach dem Verkauf des traditionellen Lampengeschäfts in eine Nische zurückziehen, wie es Siemens favorisiert? Oder soll das Unternehmen groß in den LED-Markt einsteigen, für eine Milliarde Euro eine Fabrik in Malaysia bauen, wie es Berlien will? Letzteres ist sicher eine Vorwärtsstrategie, wenn auch eine riskante.

Die Heftigkeit des Streits zwischen Siemens und Osram überrascht. Sicher hat der forsche Berlien Fehler gemacht und seine Strategie schlecht oder gar nicht kommuniziert. Doch zugleich sitzt ein Siemens-Vorstand im Osram-Aufsichtsrat, der alles abgenickt hat. Mehr Sachlichkeit statt Eskalation wäre angebracht.

© SZ vom 17.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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