Österreich:Botschaft des Polizisten

Die Toten aus dem Lkw mahnen - bis heute.

Von Cathrin Kahlweit

Prominent war der Landespolizeichef des Burgenlandes bis vor wenigen Wochen nicht unbedingt. Als aber Tausende Flüchtlinge im Sommer aus Ungarn nach Österreich strömten, da koordinierte er nicht nur die Polizeiarbeit, sondern betonte auch unter landesweitem Applaus, wie vorbildlich sich die allermeisten Flüchtlinge verhielten, wie dankbar sie seien. Es war klar, dieser Mann der Exekutive wollte nicht nur Druck aus dem Kessel nehmen; hier wollte ein Polizist als Mensch handeln.

Nun haben die Behörden ihre Ermittlungen zu den 71 Opfern vorgestellt, die in einem Lkw umkamen. Schlepper hatten sie dem Erstickungstod überlassen. Der Fall schlug hohe Wellen, er war ein Grund für den verstärkten Kampf gegen Schlepper innerhalb der EU gewesen, auch für Grenzkontrollen. Jetzt steht fest, woher die Opfer im Lastwagen kamen: Es waren Menschen aus dem Nahen Osten, ganze Familien waren darunter. Sie haben jetzt, im Tod, Namen, Gesichter bekommen.

Aber die Zeiten und die Stimmung haben sich geändert seit dem Sommer des großen Willkommens. Deshalb betont Landespolizeichef Hans Peter Doskozil auch jetzt, dass diese Menschen Opfer waren. Wer "salopp" über Wirtschaftsflüchtlinge und kriminelle Migranten rede, der müsse das bedenken. Er wendet sich mit dieser Mahnung explizit auch an "Entscheidungsträger". Eine Anmaßung? Nein, eine wichtige Klarstellung.

© SZ vom 27.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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