Nordkorea und der Atomtest:Peking kritisiert Pjöngjang scharf

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Kurz bevor der UN-Sicherheitsrat zu einer Dringlichkeitssitzung zusammenkommt, kündigt Nordkorea weitere Atomtests an - und zieht sich den Groll des Verbündeten China zu.

China hat in ungewöhnlich deutlicher Form auf den nordkoreanischen Atomtest reagiert. Man sei entschieden gegen den Atomtest im Nachbarland, hieß es in einer Erklärung des Außenministeriums. Er stelle eine Missachtung der internationalen Gemeinschaft und des eigenen Ziels der Abschaffung aller Atomwaffen auf der koreanischen Halbinsel dar. China forderte Nordkorea auf, wieder zu den Sechs-Länder-Gesprächen über sein Atomprogramm zurückzukehren.

Kim Jong Il: Mit einem neuen Atomtest empört Nordkorea die Welt (Foto: Foto: AFP)

Nordkorea hatte zuvor nach eigenen Angaben eines zweiten unterirdischen Atomtest durchgeführt. Der Test sei unter sicheren Bedingungen erfolgt und mit einer höheren Sprengskraft ausgeführt worden als der erste Versuch 2006, berichtete die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA. Der Test werde dazu beitragen, "unsere Souveränität, den Sozialismus, Frieden und Sicherheit auf der koreanischen Halbinsel und in der Region zu garantieren" und die "abschreckende atomare Selbstverteidigung in jeder Weise zu stärken".

Über die Sprengkraft der Atombombe gibt es unterschiedliche Expertenmeinungen. Die russische Staatsagentur RIA Nowosti berichtete, die Explosion hatte die Sprengkraft der Atombombe, die 1945 von den USA auf die japanische Stadt Hiroshima abgeworfen worden war. Die Organisation des Vertrags über ein umfassendes Verbot von Nuklearversuchen (CTBTO) teilte mit, dass Nordkoreas zweiter Test einer Atombombe nur "geringfügig stärker" als der erste von 2006 war. Die jüngste Erschütterung habe einen Wert von 4,52 auf der Richter-Skala nach 4,1 vor knapp drei Jahren gehabt.

Mit dem neuen Atombombentest hat Nordkorea weltweit Empörung und Sorge um die Sicherheit ausgelöst. Doch das ficht das Land nicht an. Im Gegenteil: Wenn die USA und ihre Verbündeten "ihre Politik der Einschüchterung" gegen Pjöngjang weiter verfolgten, werde es weitere Atomtests geben, sagte ein namentlich nicht genannter ranghoher Vertreter der nordkoreanischen Botschaft in Moskau der russischen Nachrichtenagentur ITAR-Tass.

Obama: "Bedrohung für den Frieden"

Der Weltsicherheitsrat wird noch am Montagabend 22.00 Uhr (MESZ) in New York zu einer Dringlichkeitssitzung zusammenkommen. Das kündigte eine Sprecherin der Vereinten Nationen an.

US-Präsident Barack Obama nannte den Atomtest einen "Grund tiefer Besorgnis für alle Nationen". "Nordkoreas Versuche, Atomwaffen zu entwickeln und sein ballistisches Raketenprogramm stellen eine Bedrohung für den internationalen Frieden und die internationale Sicherheit dar", erklärte er. Mit "offenkundiger Aufsässigkeit gegenüber dem UN-Sicherheitsrat" fordere Nordkorea "direkt und unbesonnen" die internationale Gemeinschaft heraus.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon äußerte sich im Gespräch mit dem dänischen Fernsehsender TV2 "tief beunruhigt". "Alle Meinungsverschiedenheiten sollten im Dialog beigelegt werden", mahnte er.

Moskau bezeichnete Pjöngjangs Vorgehen als "Eskalation" und ",Sicherheitsbedrohung" in Nordost-Asien. Tokio forderte Sanktionen gegen Nordkorea. Südkorea versetzte seine Armee in Alarmbereitschaft.

Der EU-Außenbeauftragte Javier Solana sprach in Brüssel von "unverantwortlichem Handeln" und verlangte eine "harte Antwort der internationalen Gemeinschaft".

Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte, das Vorgehen der Regierung in Pjöngjang sei "absolut zu verurteilen". Die Weltgemeinschaft müsse jetzt alles daran setzen, dass die Sechs-Parteien-Gespräche über das dortige Atomprogramm wieder aufgenommen würden. Der "Verselbstständigung des nordkoreanischen Handelns" müsse ein Ende gesetzt wird. "Ich denke, dass die Weltgemeinschaft hier eine große Einigung zeigen wird", sagte Merkel. Sie hoffe, dass es dem UN-Sicherheitsrat gelinge, in dieser Frage ein neuerliches Signal der Geschlossenheit zu zeigen.

Anfang April hatte Nordkorea bereits eine Langstreckenrakete gestartet - angeblich, um einen Kommunikationssatelliten ins All zu befördern. Eine UN-Resolution von 2006 hatte Nordkorea derartige Tests jedoch untersagt. Der UN-Sicherheitsrat verurteilte den Start. Pjöngjang verkündete daraufhin seinen Rückzug aus den Sechser-Gesprächen über eine Beendigung seines Atomprogramms, beendete seine Zusammenarbeit mit der Internationalen Atomenergiebehörde und nahm sein Atomprogramm wieder auf.

© AFP/AP/dpa/Reuters/bica/plin - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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