Nordkorea:Kims fauler Zauber

Die Raketen hat das Regime offensichtlich gar nicht selbst entwickelt.

Von Christoph Neidhart

Amerikaner, die andeuten wollen, etwas sei keine Hexerei, sagen: "It's no Rocket Science" - "Es ist keine Raketenwissenschaft." Die Entwicklung von Interkontinentalraketen ist dagegen "Rocket Science", sehr schwierig. Deshalb testen Ingenieure Raketen unter standardisierten Bedingungen; und sie konzentrieren sich auf wenige Modelle.

Nordkorea dagegen schießt immer wieder andere Raketentypen ab. Das arme Land verfügt über 14 Modelle, von denen einige die gleichen Reichweiten abdecken. Nicht einmal China leistet sich solche Vielfalt. Überdies testet Nordkorea von verschiedenen Orten aus, vom Flugfeld Pukchang, von einem Gelände beim Hafen von Sinpo und angeblich von einem U-Boot. Also von Gefechtspositionen statt von einer Raketenbasis, die Ingenieuren genaue Analysen erlauben würde. Das Kim-Regime testete zudem erfolgreich einen neuen Brennstoff. Und ausgerechnet an einem politisch heiklen Datum, an dem sich ein Scheitern verbot, "testete" es erstmals ein neues Modell. Daraus ist zu schließen: Diese Raketen dürften früher schon einmal in einem andern Land getestet worden sein.

Raketenentwicklung ist nur über viele Tests möglich. So viel hat Pjöngjang verstanden. Es versucht, sein Programm aus alten sowjetischen und chinesischen Beständen in die Glaubwürdigkeit zu schießen. "Rocket Science" ist das nicht, sondern Propaganda-Hexerei.

© SZ vom 23.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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