Nordkorea:Besuch beim Schutzpatron

China signalisiert den USA: Über Nordkorea reden wir mit.

Von Christoph Giesen

Ein Zug, 21 nordkoreanische Kurswagen und jede Menge Fragen: Wer ist da nach Peking gerattert? War es Diktator Kim Jong-un höchstselbst? Wenn ja, wen hat er getroffen? Noch gibt es keine offizielle Bestätigung, dass Kim tatsächlich in Peking gewesen ist. Der Zeitpunkt wäre aber gut gewählt.

Seit Kim Jong-un vor sechs Jahren die Macht in Nordkorea übernommen hat, ist er noch nicht im Ausland gewesen. Dabei giert er nach internationaler Anerkennung. Sein Vater, Kim Jong-il, konnte immerhin Putin in Pjöngjang begrüßen, und auch die chinesische Parteiführung reiste regelmäßig an. Doch niemand mag Kim Jong-un besuchen, und als er 2015 im Tross mit anderen Regierungschefs in Peking oder Moskau den 70. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs hätte feiern können, wollte er nicht. Jetzt aber scheint die Gelegenheit günstig, von Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping empfangen zu werden. Denn seit US-Präsident Donald Trump vor knapp drei Wochen töricht genug war, einem Treffen mit Kim zuzustimmen, scheint China, das als Schutzpatron für die Show in Nordkorea zahlt, außen vor zu sein.

Wer immer im Zug saß - es ist ein Zeichen, dass China den USA nicht das Feld überlassen will. Ein Trump-Kim-Gipfel wäre ein Albtraum für Peking. Endet er im Fiasko, steigt die Kriegsgefahr. Kommen Kim und Trump entgegen allen Erwartungen miteinander klar, wäre China raus. Der Kurzbesuch in Peking sollte dem wohl entgegenwirken.

© SZ vom 28.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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