Nicolas Sarkozy:"Obama ist mein Freund"

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Nach dem Bad in der deutschen Menge begnügt sich Barack Obama in Paris mit einem Kurzbesuch bei Nicolas Sarkozy. Doch der will auch auf der Obama-Welle mitschwimmen.

Nach dem triumphalen Auftritt in Berlin zur bescheidenen Pflichtvisite nach Paris: Barack Obama ist am Freitagnachmittag zu einem rund einstündigen Treffen mit Staatspräsident Nicolas Sarkozy mit anschließender Pressekonferenz im Élysée-Palast erwartet worden. Nur wenige Stunden nimmt sich der demokratische US-Präsidentschaftskandidat auf seiner Europa-Tournee für Frankreich Zeit. Schon zum Abendessen hat er sich beim britischen Premierminister Gordon Brown in London eingeladen.

Barack Obama in Berlin
:Obamania!

Endlich ist Obama da. Er hat mit Merkel, Steinmeier und Wowereit gesprochen, eine große Rede vor mehr als 200.000 Menschen gehalten - und dazwischen noch Zeit zum Joggen gefunden. Obamas Berlin-Besuch in Bildern

Eine Enttäuschung für Sarkozy, der sich so gerne als Weltdiplomat im Rampenlicht sonnt? Aus seinem Umfeld heißt es, das knappe Protokoll habe der Élysée-Palast selbst entschieden.

Der regierungsnahe Le Figaro präsentierte am Freitag indes eine andere Erklärung: Obama wolle in Paris ganz bewusst kein Bad in der Menge nehmen wie am Vortag an der Berliner Siegessäule. "Denn die enorme Popularität unter den Franzosen könnte ihn Sympathiepunkte im Lager seiner potenziellen bürgerlichen Wähler kosten."

Dessen ungeachtet versucht Sarkozy, von der auch in seinem Land ausgebrochenen "Obamania" zu profitieren. Der Senator aus Illinois sei "mein Freund", sagte er dem Figaro. 2006 traf er ihn - damals noch als Innenminister - in Washington. "Ich habe nie an eine Nominierung von Hillary Clinton geglaubt", fügte Sarkozy hinzu.

Mit seiner Anerkennung für Obama weiß sich der Staatschef im Einklang mit seinen Landsleuten. 65 Prozent der Franzosen würden den US-Demokraten im November zum Nachfolger von George W. Bush wählen, ergab eine Umfrage für den Daily Telegraph. Dabei greift die Begeisterung weit über die politische Klasse hinaus. Gerade in den von sozialen Problemen geprägten Vorstädten ist die Aufmerksamkeit enorm. Dort leben viele schwarze Einwanderer, für die der schwarze Präsidentschaftskandidat zum wichtigen Symbol geworden ist.

Sollte er gewählt werden, hoffen auch konservative Politiker in Frankreich auf eine katalysatorische Wirkung. "Die Minderheiten in den Banlieues könnten sich organisieren und mit mehr Selbstbewusstsein am politischen Leben teilnehmen", sagte Pierre Lellouche, Abgeordneter aus Sarkozys Partei UMP, am Freitag der Zeitung Libération.

Obama rennt in Paris offene Türen ein

Mit seinen Forderungen an Europa, die Obama am Donnerstag in seiner gefeierten Berliner Rede stellte, rennt er in Paris offene Türen ein. Sarkozy, zur Zeit EU-Ratspräsident, hat sich ein stärkeres Engagement Europas bei der Lösung internationaler Krisen zum Ziel gesetzt. Der Kampf gegen den Klimawandel und den internationalen Terrorismus sind Prioritäten, die Obama und Sarkozy teilen. Seine Bereitschaft zu einem stärkeren und dauerhaften Engagement in Afghanistan, eine der Kernforderungen Obamas an die Europäer, machte Sarkozy gerade durch eine Truppenaufstockung deutlich.

Dennoch dürfte sich der französische Staatschef vor allzu heftigen (symbolischen) Umarmungen des charismatischen Obama hüten. So wird bei der Pressekonferenz am Freitagabend im Festsaal des Élysée-Palastes keine US-Flagge zu sehen sein. Schließlich ist die Wahl erst im November, und die könnte ja auch der republikanische Kandidat John McCain gewinnen.

Noch am Abend wollte der demokratische Senator aus Illinois nach London weiter reisen und mit dem britischen Premierminister Gordon Brown zusammentreffen.

London ist auch der Abschluss der Auslandsreise Obamas, die vor einer Woche in Afghanistan begann. Sie sollte der Schärfung seines außenpolitischen Profils dienen.

Am Donnerstag hatte Obama mit seiner umjubelten Grundsatzrede vor 200.000 Zuschauern an der Siegessäule Berlin hatte Obama ein weithin positives Echo ausgelöst. Außenpolitiker der Großen Koalition zeigten sich am Freitag beeindruckt. Bundeskanzlerin Angela Merkel teilt Obamas politische Prioritäten, die auf verstärkter internationaler Zusammenarbeit fußen, wie Merkels Sprecher Ulrich Wilhelm betonte.

Nach seiner Rede hatte Obama am Abend noch einmal überraschend sein Hotel - das Adlon am Brandenburger Tor - verlassen und im Nobel-Restaurant Borchardt zu Abend gegessen. In dem preisgekrönten Restaurant im Stadtteil Mitte, das oft von Prominenten besucht wird, blieb der Senator gut eine Stunde. Die Polizei, die am Donnerstag 1000 Beamte im Einsatz hatte, verzeichnete kaum Störungen der Großveranstaltung, nahm aber zwei Personen fest.

© dpa/AP/AFP/bosw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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