Neuer Leiter der Sicherheitskonferenz:Mann mit besten Kontakten

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Wolfgang Ischinger wird neuer Leiter der Sicherheitskonferenz. Der erfahrene Diplomat und ehemalige Staatssekretär ist aus ähnlichem Holz gebaut wie Horst Teltschik, der nach zehn Jahren die Geschäfte übergibt.

Stefan Kornelius

Die Münchner Sicherheitskonferenz ist ein Kuriosum, weil eigentlich niemand weiß, wem sie gehört. Gegründet und drei Jahrzehnte lang geführt von dem Verleger Ewald von Kleist, wurde sie vor zehn Jahren von Horst Teltschik übernommen, dem außenpolitischen Berater des früheren Bundeskanzlers Helmut Kohl.

Wolfgang Ischinger erwarb sich Meriten auf vielen Schauplätzen des internationalen Theaters, zuletzt auf dem Balkan. (Foto: Foto: dpa)

Das Geburtsrecht hält also von Kleist; Teltschik hat sich einmal die Namensrechte sichern lassen, und die Kosten für die Veranstaltung teilen sich vor allem das Verteidigungsministerium und das Bundespresseamt in Berlin.

In dieser Gemengelage war es nicht einfach, einen neuen Leiter der Veranstaltung zu finden, nachdem Teltschik vor zwei Jahren seinen Rückzug angekündigt hatte. Die Wahl fiel nun auf Wolfgang Ischinger, 61, eine naheliegende und von Konferenzteilnehmern mit einhelliger Zustimmung aufgenommene Entscheidung.

Ischinger ist aus ähnlichem Holz gebaut wie Teltschik. Sozialisiert in der deutschen Außenpolitik im Kalten Krieg und mit seit dem Studium stark ausgeprägten transatlantischen Bindungen, erwarb sich Ischinger auf vielen Schauplätzen des internationalen Theaters Meriten, zuletzt auf dem Balkan. Ischinger verbrachte den frühen Teil seiner Karriere in der Umgebung von Hans-Dietrich Genscher, in der Endphase der Regierung Kohl war er Chef des Planungsstabs und politischer Direktor des Auswärtigen Amtes.

Staatssekretär unter Außenminister Fischer

Den Regierungswechsel zu Rot-Grün und Außenminister Joschka Fischer überstand er mehr als unbeschadet: Fischer beförderte Ischinger zum Staatssekretär und vertraute ihm die wichtigsten politischen Abteilungen des Hauses an. Allerdings merkte der Minister bald, dass Ischinger für seinen Geschmack die Fäden zu sehr in der Hand hielt. Also nahm er ihm Zuständigkeiten weg und versetzte ihn bald darauf auf den Botschafterposten in Washington.

Ischinger trat seinen Dienst im September 2001 an, der Terror, der Irak-Krieg und die sich verschlechternden Beziehungen zwischen der Regierung Bush und Deutschland sollten ihn vier Jahre lang beschäftigt halten. 2005 wechselte er noch einmal den Posten, wurde Botschafter in London und durfte sich - nach den Jahren in den höchsten Umlaufbahnen in der Außenpolitik - unterbeschäftigt fühlen. Außenminister Frank-Walter Steinmeier machte sich Ischingers Balkan-Kenntnisse zunutze und schickte ihn als Sondervermittler in Verhandlungen über den Status des Kosovo.

Der Wechsel in die Konferenzleitung kommt für Ischinger zu einem guten Zeitpunkt. Im Auswärtigen Dienst müsste er noch einmal den Posten wechseln, allerdings ohne Aussicht auf Verbesserung. Also ließ er sich freistellen von seinen Pflichten, denn die Konferenz will er als unabhängiger Geist leiten. Die wichtigsten Voraussetzungen dafür bringt er mit: Beste Kontakte in die Schaltzentralen von Washington bis Tokio, das richtige Gespür für die politische Botschaft, Selbstbewusstsein und das nötige Quentchen Eitelkeit, ohne das es keinen Spaß macht, zwei Tage auf der Bühne zu stehen.

© SZ vom 11.02.2008/gba - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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