Missbrauch:Der Papst reagiert

Neues Recht gegen Pädophilie in der Priesterschaft - aber ob es hilft?

Von Oliver Meiler

Papst Franziskus schafft die Möglichkeit, dass Bischöfe und Ordensobere ihres Amtes enthoben werden können, wenn sie die Vergehen pädophiler Priester gedeckt oder ignoriert haben: für Vertuschung also genauso wie für Nachlässigkeit. So begrüßenswert der Entscheid auch ist, er kommt reichlich spät; und er dürfte viele fürs Leben gezeichnete Opfer sexueller Übergriffe überall auf der Welt kaum überzeugen.

Über allfällige Amtsenthebungen, so steht es im Artikel 5 der Neuregelung, entscheidet nämlich letztlich der Papst, der sich dafür vorab juristisch von Bischöfen und Kardinälen beraten lässt. Die Praxis wird zeigen, wie scharf der hohe Klerus tatsächlich mit dem hohen Klerus ins Gericht gehen wird. Bisher war er selten harsch. Und das belastete den Ruf der Kirche in dieser Sache zusätzlich.

Internationale Beachtung erlangte diese Kulanz auch dank des oscarprämierten Films "Spotlight". Er handelt davon, wie Journalisten 2002 den vertuschten Missbrauchsskandal um die Diözese von Boston und um Erzbischof Bernard Francis Law aufdeckten. Kardinal Law soll Sexualverbrechen in großer Zahl gedeckt und strafbare Priester einfach versetzt haben. Der Vatikan berief ihn damals nach Rom ab und machte ihn zum Erzpriester der schönen Kirche Santa Maria Maggiore, einer der vier Päpstlichen Basiliken der Stadt. Versetzt wurde er, weggelobt gewissermaßen. Mehr nicht.

© SZ vom 06.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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