Malta:Eine Million für Aufklärung von Mord an Journalistin

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Die Regierung in Malta setzt eine Belohnung für Hinweise wegen der Ermordung der Journalistin Daphne Caruana Galizia aus. Tausende nehmen an einer Massendemonstration gegen Korruption teil.

Nach dem Mord an der Journalistin Daphne Caruana Galizia auf Malta demonstrierten am Sonntag in der Hauptstadt Valletta Tausende Menschen für Gerechtigkeit und gegen Korruption. An Politikern und Behörden wurde Kritik geübt, die Proteste richteten sich auch gegen eine Unterwanderung des EU-Landes durch kriminelle Organisationen.

Die regierungskritische Bloggerin war vergangene Woche durch eine Autobombe auf der Insel getötet worden. "Wo du auch hinschaust, überall sind Gauner. Die Lage ist hoffnungslos", schrieb Caruana Galizia zuletzt auf ihrem Blog. 20 Minuten später war die 53-jährige dreifache Mutter tot.

Wer hinter der Tat steckt, ist immer noch unklar. Nach Angaben von Experten ging es den Urhebern darum, nur Galizia zu treffen und niemanden weiteren zu verletzen. Die maltesische Regierung hat eine Belohnung von einer Million Euro für Hinweise ausgesetzt, die zur Aufklärung des Mordes führen. "Dieser Fall ist von so außergewöhnlicher Bedeutung, dass er außergewöhnliche Maßnahmen erfordert", erklärte die Regierung am Samstag. "Der Gerechtigkeit muss Genüge getan werden, egal was es kostet." Aussagewillige könnten "unter den vollen Schutz" der Regierung gestellt werden.

Fünf nicht aufgeklärte Anschläge mit Autobomben gab es bereits

Die Journalistin hatte unter anderem einen Skandal um die Panama Papers aufgedeckt. Dabei beschuldigte sie auch Mitarbeiter und Familienmitglieder von Premierminister Joseph Muscat, Übersee-Briefkastenfirmen zu betreiben. Muscat begründete seine Nicht-Teilnahme an der Demonstration damit, dass ihm Organisatoren zu verstehen gegeben hätten, er sei nicht willkommen. Eine Teilnahme hätte von der Familie und den Organisatoren als Provokation aufgefasst werden können.

Kritiker werfen der Regierung in Valletta vor, dass das System von Korruption zerfressen sei. Auch habe die Mafia auf der Mittelmeerinsel immer mehr die Finger mit im Spiel. Trotz politischer Skandale hatte Muscat erst im Juni Neuwahlen gewonnen. Grund dafür ist auch, dass Malta ein rasches Wirtschaftswachstum vorzuweisen hat. In den vergangenen Jahren boomte der Staat mit rund 430 000 Einwohnern nicht zuletzt wegen der Online-Glücksspielindustrie.

Doch der Vorwurf, die Insel sei ein Steuerparadies und mache zudem schmutzige Geschäfte mit geschmuggeltem Öl aus Libyen, blieb international haften. Der Ex-Chef der britischen Antikorruptionsbehörde, Jonathan Benton, sprach im Sender BBC von Malta als einem "Mafia-Staat" und sagte, die Insel habe ein wachsendes Problem mit Geldwäsche.

Zu dem schlechten Ruf des Insel trug auch bei, dass sich vor dem Mord an der Bloggerin fünf Anschläge mit Autobomben ereignet hatten, die alle nicht aufgeklärt wurden. Ob es einen Zusammenhang mit dem letzten Anschlag gibt, muss nun ermittelt werden. "Es ist genug, dass sich Muscat auf Rhetorik beschränkt. Die Behörden in Malta stehen vor einer Krise", sagte der Mitorganisator der Demonstration, Michael Briguglio.

© SZ vom 23.10.2017 / DPA, SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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