Machtkampf um Oskar Lafontaine:Die Linke - ein Scherbenhaufen

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Nach der Pleite bei der NRW-Wahl steht die Linke vor einem brutalen Machtkampf, der im Wesentlichen entlang der Ost-West-Linie verläuft. Was den Sozialisten nun wohl blüht, kann man auch daran sehen, wie die jüngste Begegnung der Leithammel Oskar Lafontaine und Gregor Gysi endete.

Daniel Brössler, Berlin

Eigentlich dachten die Linken, sie hätten sich auf das Schlimmste eingestellt. Darauf, dass es nicht reichen würde für den Wiedereinzug in den Düsseldorfer Landtag.

Oskar Lafontaine während des NRW-Wahlkampfs in Düsseldorf (Foto: dapd)

Die Zahl, die dann am Abend im Berliner Karl-Liebknecht-Haus verkraftet werden muss, beweist den Linken, dass es immer noch ärger kommen kann. Etwas mehr als zwei Prozent - das weist den Weg in die Bedeutungslosigkeit zumindest im Westen der Republik. "Das war eine bittere Niederlage der Linken", sagt Parteichef Klaus Ernst. Es muss wohl heißen: Noch-Parteichef.

Am Sonntag um 18 Uhr - mit Schließung der Wahllokale - ist jene Frist ausgelaufen, die der Gründungsvater Oskar Lafontaine sich selbst gesetzt hat für die Verkündigung seiner Rückkehr an die Parteispitze. Er und seine Freunde wollen an diesem Montag und Dienstag die Initiative ergreifen, doch das wird nicht so leicht. Die ostdeutschen Reformer haben angesichts der westlichen Niederlagen und der Furcht vor einem übermächtigen Lafontaine ihre Kräfte gesammelt.

Der Linken sei es nicht gelungen, "im wichtigsten westdeutschen Bundesland die Partei solide zu verankern mit einer intelligenten Politik, die die Nöte und Probleme der Bevölkerung aufgreift", war am Wahltag in einem Blog tief aus dem Osten der Republik zu lesen - empfohlen per Twitter vom Landesverband der Linken in Sachsen. Scheitere die Partei in NRW, "dann braucht man über Westdeutschland kaum noch zu reden".

Der Beitrag ist bezeichnend, weil er die Genossen im Westen schurigelt und das gesamtdeutsche Projekt fast für gescheitert erklärt. Bei Westlinken trifft das den Nerv, bei Ostlinken die Stimmung.

Nach der NRW-Wahl steht die Linke vor einem brutalen Machtkampf, der im Wesentlichen entlang der Ost-West-Linie verläuft. Dazu passt Ernsts Erklärung für die Niederlage: "Wir haben eine seit Jahren andauernde Selbstbeschäftigung in der Partei - und Schüsse auf das eigene Tor." Nötig sei nun eine "kooperative Führung" mit Wurzeln aus Ost und West. Ob mit ihm selbst oder mit Lafontaine an der Spitze, das lässt Ernst offen.

Gefahr einer Spaltung

Demonstrativ skeptisch verfolgt Dietmar Bartsch, der Vize-Fraktionschef im Bundestag, den Auftritt. Unterstützt von wichtigen Ost-Reformern will er seine Kandidatur für den Vorsitz aufrechterhalten. Das liefe auf eine Kampfkandidatur beim Parteitag hinaus - und auf die Gefahr einer Spaltung.

Als schlechtes Omen gilt eine Begegnung der Leithammel Lafontaine und Gregor Gysi jüngst beim Abendessen am Rande des Wahlkampfs in Nordrhein-Westfalen. Einst bildeten beide ein Duo, das die Partei zusammengehalten hat. Nun, so ist zu hören, seien sie in heftigem Streit auseinandergegangen. Nach der NRW-Wahl kann es für die Linke eben immer noch schlimmer kommen.

© SZ vom 14.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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