Linke Gewalt:Mehr als ein Sommergewitter

'Rigaer bleibt' hat jemand auf eine Mauer im Berliner Stadtteil Zehlendorf geschrieben. (Foto: dpa)

Plötzlich kann Berlins Innensenator wieder reüssieren.

Kommentar von Jens Schneider, Berlin

Die Eskalation hat Züge eines Spiels, in dem sich beide brauchen: der Berliner Innensenator Frank Henkel und die gewaltbereiten Linken. Henkel ist Spitzenkandidat der CDU. Er hat mal versprochen, mit harter Hand für Recht und Ordnung zu sorgen. Dann ging er in seinem Amt verloren, der Innensenator war da und doch nicht da, bis selbst Kreuzberger Grüne mehr Präsenz und eine klare Linie der Polizei forderten.

Nun gibt es seit einer Woche jede Nacht Anschläge in Berlin, Autos werden angezündet, Polizisten angegriffen, Häuser von Politikern beschmiert. Auslöser ist die Räumung von Teilen eines von Linksautonomen besetzten Hauses, die Szene hat Rache geschworen. Henkel reagiert mit scharfen Tönen. Die Szene kündigt weitere Randale an. Und die Stadt schaut weg, als wäre das Ganze ein Sommergewitter, das irgendwann vorübergeht.

Es mag sein, dass die Sache sich bald beruhigt, auch das Zyklische gehört zu den Ritualen dieser Art linksradikaler Gewalt. Das macht die Aufwallung aber nicht erträglicher; die Angriffe auf Polizisten oder Politiker werden auch nicht zu einer lässlichen Angelegenheit, über die man hinwegschauen kann. Wenn der Berliner Innensenator das nun laut sagt, macht er damit Wahlkampf. Doch falsch wird seine Aussage dadurch nicht; auch seine politische Konkurrenz täte gut daran, Antworten auf die linke Gewalt zu suchen.

© SZ vom 29.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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