Lima:Mehr Geld - oder es wird noch wärmer

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"Wir werden gebraten und gegrillt": IWF-Chefin Lagarde verlangt in Lima, Klimaschutz gut zu finanzieren. (Foto: Eduardo Cavero/dpa)

Bei der Jahrestagung des IWF wird klar, dass es bis zum Ziel eines Klima-Fonds mit 100 Millionen Dollar noch ein weiter Weg sein wird.

Von Cerstin Gammelin, Lima

Zwei Monate vor dem internationalen Klimagipfel in Paris hat Christine Lagarde, Direktorin des Internationalen Währungsfonds (IWF), die internationale Staatengemeinschaft zu verbindlichem Engagement beim Klimaschutz gemahnt. Die Französin, in deren Heimatland im Dezember ein neues internationales Klimaschutzabkommen unterschrieben werden soll, warnte beim IWF-Jahrestreffen am Wochenende in Lima, ohne konkretes Handeln "werden wir uns in Hühnchen verwandeln, und wir werden alle gebraten, gegrillt, getoastet und geröstet".

Internationale Entwicklungsbanken wie die Weltbank und die Europäische Investitionsbank (EIB) sagten bei dem Treffen zusätzliche Gelder für den Fonds zur Bekämpfung des Klimawandels zu. Die Weltbank werde ihre Zahlungen von derzeit 10,3 Milliarden Dollar (gut neun Milliarden Euro) jährlich auf 16 Milliarden Dollar jährlich aufstocken, erklärte Weltbankchef Jim Yong Kim. Die EIB verpflichtete sich, den Anteil von Krediten für Umwelt- und Klimaprojekte auf 35 Prozent des Gesamtvolumens aufzustocken. Der französische Finanzminister Michel Sapin, Gastgeber der Weltklimakonferenz, sagte in der peruanischen Hauptstadt, er habe "eine Menge von den multilateralen Banken erwartet, . . . und sie haben sich der Herausforderung gestellt". Damit fand Sapin ein paar versöhnliche Worte für ein insgesamt enttäuschendes Ergebnis.

Am Freitag hatten die Finanzminister der Schwellen- und Industrieländer über die Finanzierung der Maßnahmen gegen den Klimawandel beraten. Sie rangen darum, den zugesagten Klimafonds für die ärmsten Länder zu füllen - von 2020 an sollen über diesen Fonds jährlich 100 Milliarden US-Dollar zur Verfügung stehen.

Anders als gehofft, gelang es auch in Lima nicht, die Industrieländer zu ausreichend konkreten Zusagen zu bewegen. Frankreichs Staatspräsident François Hollande müsse wohl vor der Pariser Konferenz "noch einmal mit dem Klingelbeutel durch die Mitgliedstaaten ziehen", sagte Werner Hoyer, EIB-Präsident, nach dem Treffen am Freitag. Neben Deutschland, Großbritannien, Luxemburg und den Niederlanden habe es nur wenige konkrete Zusagen gegeben.

Er habe den Eindruck, die Staaten würden sich immer noch strategisch positionieren, sagte Hoyer. Er mahnte, nicht nur die Summe von 100 Milliarden Dollar in den Fokus zu stellen, sondern besonderes Augenmerk auf die konkreten Projekte zu legen, mit denen die Folgen des Klimawandels in den armen Ländern erträglich gemacht und nachhaltige Energieerzeugung und ähnliche Vorhaben finanziert werden sollen. Hoyer bekräftigte die Entschlossenheit der EIB, deutlich mehr Klimaprojekte zu finanzieren als bisher.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble zeigte sich optimistisch, dass die zugesagte Summe von 100 Milliarden Dollar erreicht wird. "Wir sind auf einem guten Weg", sagte er in Lima. Allerdings mahnte auch Schäuble, alle Staaten müssten ihre Verpflichtungen erfüllen. Bisher sind Zusagen von knapp 62 Milliarden Dollar an öffentlichen und privaten Mitteln verzeichnet. Deutschland will bis 2020 seinen jetzigen Beitrag von 4,8 Milliarden Dollar verdoppeln.

Der 100-Milliarden-Dollar-Fonds gilt als Voraussetzung für die Unterschriften der ärmsten Länder unter einen internationalen Klimavertrag in Paris. Mehr als 190 Staaten sollen sich über den Vertrag verpflichten, den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase zu reduzieren. Wegen der bereits verursachten Klimaschäden sehen ärmere Länder die Industriestaaten in der Pflicht, über den Klimafonds zu helfen.

Die Entwicklungsorganisation Oxfam begrüßte am Freitag die Zusagen einiger Länder und Banken. Sie forderte aber deutlich entschlosseneres Handeln. Die Minister sollten mindestens 50 Prozent des Fonds mit öffentlichen Mitteln füllen. Zudem müssten sie für die Zeit nach 2020 ein neues Ziel ausgeben. Nur unter diesen Voraussetzungen könne "das entscheidende Treffen in Paris" erfolgreich mit einer neuen Klimaschutzvereinbarung abgeschlossen werden.

© SZ vom 12.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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