Lebensmittel:Was für ein Rumgeeier

Insektengift im Eierlikör und in der Frischei-Nudel - hier ist der Staat gefragt. Doch der schützt lieber die Hersteller.

Von Christina Berndt

Es war schon seltsam still geworden um die verseuchten Eier. Dabei war doch allen Verantwortlichen klar, dass sie das Fipronil-Problem nicht mitentsorgen könnten, als im August Millionen Hühnereier auf dem Müll landeten. Schließlich werden Eier nicht nur zum Frühstück verspeist, sondern in zahlreichen Produkten - von der Frischei-Nudel bis zur Kokosmakrone. Doch dass das Insektizid Fipronil in den verschiedensten Lebensmitteln gefunden wurde, räumt das Bundesernährungsministerium erst jetzt auf Nachfrage ein. Rückrufe gab es, wenn überhaupt, vor allem im Stillen.

Für den gesundheitsbewussten Verbraucher ist das ein echtes Problem: Er kann dem Insektizid kaum entgehen. Anders als bei gestempelten Eiern weiß er nicht, woher die Eier in seiner Mayonnaise stammen. Vor dem Gift bewahren kann ihn deshalb nur ein Staat, der verseuchte Produkte aus den Supermarktregalen räumen lässt. Doch der findet ein bisschen Fipronil nicht so schlimm, weil er glaubt, dass nur größere Mengen schaden.

Es geht bei Fipronil aber nicht um ein Insektizid, das aus der Umwelt nicht mehr wegzudenken ist und deshalb wohl oder übel in Kauf genommen werden muss. Dieses Gift wurde illegal in die Lebensmittelkette gespeist. Klare Konsequenzen sind deshalb nötig - schon allein, um Kriminelle abzuschrecken. Was derzeit passiert, ist nicht Verbraucher-, sondern Herstellerschutz.

© SZ vom 10.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: