Lebensmittel:Es geht um die Wurst

Nicht das Fleisch, sondern die Masse an Fleisch ist schädlich.

Von Kathrin Zinkant

Hat der Mensch überhaupt noch eine Chance, ein halbwegs normales Verhältnis zum Essen zu entwickeln? Mit der Entscheidung, rotes Fleisch als erstes Grundnahrungsmittel als "wahrscheinlich krebserregend" einzustufen, hat die Krebsagentur der Weltgesundheitsorganisation (IARC) dies nicht leichter gemacht.

Gewiss, seit Jahren häufen sich zarte Hinweise, dass der Verzehr von sehr viel Fleisch die Entstehung von Krebs begünstigt. Und es leuchtet ja ein, dass eine dicke Portion Schweinsbraten oder ein T-Bone-Steak am Tag niemandem gut tut. Weniger Fleisch zu essen, das wäre nicht verkehrt; des Gewichts wegen, aber auch des Tierwohls wegen. Trotzdem verfehlt die IARC mit ihrem Urteil ein wichtiges, wenn nicht das zentrale Problem. Und das wurzelt weder im Fleisch selbst, noch in der Wurst, sondern in der Massenproduktion, die durch die industrielle Verarbeitung möglich wird. Das Komitee hebt zwar "verarbeitetes Fleisch" in seiner Bewertung hervor - nur dies sei definitiv krebserregend. Mit Verarbeiten meint die IARC allerdings allein die Verwandlung in Wurst - und nicht etwa den Zusatz von Chemikalien wie Glukosesirup, Di- und Triphosphate oder Kaliumsorbat.

Erst diese und andere Stoffe schaffen jedoch das Fundament für die abgepackte, billige Massenware, die immer mehr Menschen krank macht. Das zu erkennen, es wäre am gesündesten.

© SZ vom 27.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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