Kubas:Argwohn in Havanna

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Ist es ein Zufall, dass Kubas Regierung kurz nach Trumps Sieg ein Militärmanöver abhält? Eine Fortsetzung der Entspannungspolitik Obamas darf Havanna kaum erwarten.

Von Boris Herrmann, Rio de Janeiro

Vielleicht ist es nur ein Zufall, aber dann wäre es in jedem Fall eine seltsame Form des Zufalls. Wenige Stunden nach dem Wahlsieg von Donald Trump in den USA kündigte das kubanische Verteidigungsministerium eine große Militärübung an. Sie soll vom 16. bis 18. November im ganzen Land unter dem Titel "Bastion 2016" stattfinden. Ziel sei es, die Truppen und die Bevölkerung "auf verschiedene Aktionen des Feindes" vorzubereiten. Da stellt sich natürlich die Frage: Wer könnte dieser Feind bloß sein?

In der Mitteilung der kubanischen Regierung gibt es keinen direkten Hinweis zum Wahlausgang im Land des Erzfeindes. Klar ist aber auch, dass die Entspannungspolitik der zurückliegenden zwei Jahre auf die Initiative des scheidenden US-Präsidenten Barack Obama zurückgeht. Dessen Nachfolger gehören nicht zu den Fans von Obama-Initiativen. Man darf gleichwohl davon ausgehen, dass Trump vorerst andere Sorgen hat, als die nächste Invasion in der Schweinebucht vorzubereiten.

Das Ende des Embargos gegen Kuba ist nun nahezu ausgeschlossen

Seine Pläne zur Kubapolitik geben Rätsel auf. Einerseits hatte er im Wahlkampf betont, dass er grundsätzlich an einer Normalisierung der Beziehungen interessiert sei. Andererseits drohte er an, die frisch eröffnete US-Botschaft in Havanna wieder zu schließen, zumindest so lange, bis er einen "vernünftiger Deal" ausgehandelt habe. Von den bisherigen Vereinbarungen profitiere vor allem das Castro-Regime. Damit sicherte er sich den Beifall eines großen Teils der Exil-Kubaner in Florida - und möglicherweise auch den knappen Wahlsieg in dem Bundesstaat. Auf Kuba wurde das mit Argwohn registriert.

Präsident Raúl Castro hat Trump am Mittwoch auf eine Weise gratuliert, die gerade noch ein Mindestmaß an Höflichkeit erfüllte. Kurz und knapp und ohne weitere Details notierte die Parteipostille Granma, er habe "Glückwünsche zur Wahl" übermittelt. Ansonsten kein Wort zur künftigen Zusammenarbeit. Eine Pflichtübung.

Die Bastions-Manöver haben Tradition auf Kuba. Sie fanden stets in Momenten erhöhter Anspannung im Nachbarschaftsverhältnis statt, erstmals 1980, nach dem Wahlsieg Ronald Reagans. Die "Bastion 2004" verknüpfte der damalige Verteidigungsminister mit der Nachricht an die USA, das kubanische Volk "nicht zu unterschätzen". Der Mann hieß: Raúl Castro. Seit dem Beginn der Tauwetterpolitik hatte es keines dieser Manöver mehr gegeben.

Nahezu ausgeschlossen ist, dass Castros zentrale Forderung, das 55 Jahre alte Embargo abzuschaffen, ausgerechnet von einem republikanischer Präsidenten erfüllt wird, der mit einem republikanisch dominierten Kongress regiert. Falls Trump tatsächlich den erklärten Kuba-Hasser Newt Gingrich zum Außenminister machen sollte, dann müsste man Castro sogar zugestehen, dass seine angekündigte Truppenübung Sinn ergäbe. Gingrich hatte im Präsidentschaftswahlkampf 2012 erklärt, er würde eine Invasion auf Kuba nicht ausschließen.

© SZ vom 11.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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