Kosovo:Wahlkommission will Kommunalwahl im Nordteil annulieren

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Im serbisch dominierten Teil des Kosovo stören vermummte Hardliner die Kommunalwahl und greifen Wahlhelfer sowie Wähler an. Deutschland und die EU verurteilen die Gewalt. Nun könnten die Bewohner des Nordkosovo erneut an die Wahlurnen gebeten werden.

Nach massiven Störungen und Gewalt bei der Kommunalwahl im Kosovo muss die Abstimmung im betroffenen serbisch geprägten Norden womöglich wiederholt werden. Eine Teilannullierung werde erwogen, teilte die Wahlkommission in Pristina mit.

Während die Wahl in weiten Teilen des Kosovo geregelt ablief, gab es im serbisch dominierten Norden schwere Störungen: Vermummte Hardliner schüchterten vor mehreren Wahllokalen der geteilten Stadt Kosovska Mitrovica mehrere Wahlhelfer und Wähler ein. In einem Lokal griffen sie wartende Menschen an und zerstörten Wahlurnen, eine Frau wurde nach Angaben des von Belgrad unterstützten serbischen Bürgermeisterkandidaten Krstimir Pantic schwer verletzt. Pantic selbst war vor der Wahl ebenfalls von Unbekannten angegriffen und verprügelt worden.

Auch in anderen Wahllokalen wurden Gewalttaten verübt, wie der Kandidat Oliver Ivanovic berichtete. "Es ist eindeutig, dass die Wahl in Mitrovica gescheitert ist", sagte Ivanovic. Die Mitarbeiter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) als Mitorganisator der Abstimmung wurden aus Sicherheitsgründen aus der Stadt gebracht.

Attacke auf Wahllokale
:EU verurteilt Gewalt bei Kommunalwahl in Kosovo

Bei den Kommunalwahlen in Kosovo stürmen serbische Extremisten Wahllokale, verprügeln Wähler und zerstören Wahlurnen. Scheiterte die Wahl, wären die EU-Beitrittsverhandlungen Serbiens gefährdet.

Test für die Beziehungen zwischen Serbien und Kosovo

Die EU-Außenbeauftragete Catherine Ashton zeigte sich erschüttert über die "gewalttätigen Zwischenfälle" in Mitrovica. Auch die Bundesregierung verurteilte die Gewalt. Diese werde aber "den eingeschlagenen Weg von Vernunft oder Ausgleich nicht aufhalten können", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert.

Die Wahl wurde als Test für die Beziehungen des Kosovo zum serbischen Nachbarn betrachtet. Unter Vermittlung der EU hatten Pristina und Belgrad im April ein Abkommen unterzeichnet, das die Normalisierung des Verhältnisses voranbringen soll. Insgesamt waren 1,7 Millionen Einwohner zur Abstimmung gerufen. Für die 36 Gemeinderäte stellten mehr als einhundert Parteien und Vereinigungen Kandidaten auf.

Für das Nordkosovo, wo etwa 40.000 Serben leben, ist die Wahl besonders bedeutsam. Ihr Gebiet wurde bisher von Serbien aus kontrolliert, durch die Wahl soll es - bei Zusicherung einer gewissen Autonomie - in das Kosovo integriert werden. Belgrad rief in den vergangenen Wochen wiederholt zur Teilnahme an der Wahl auf.

Eine Normalisierung der Beziehungen zwischen beiden Seiten ist Voraussetzung für die von Serbien gewünschte Aufnahme von Beitrittsgesprächen mit der EU, die im kommenden Januar beginnen könnten. Auch die Regierung in Pristina strebt einen Beitritt zur Europäischen Union an. Das zu mehr als 90 Prozent von ethnischen Albanern bewohnte Kosovo hatte sich im Februar 2008 von Belgrad losgelöst.

© Süddeutsche.de/AFP/mike - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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