Konflikt mit den USA im Persischen Golf:Verwirrung um iranische Raketentests

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Militärische Drohgebärden des Iran oder ein vorsichtiges Einlenken? Am Morgen meldete eine halbamtliche Nachrichtenagentur bereits den Abschuss mehrerer iranischer Langstreckenraketen. Nun verlautbart die Marine des Landes, die Tests würden sich um einige Tage verzögern. Offenbar ist die Regierung in Teheran zu neuen Gesprächen im Atomstreit bereit.

"Iran hat im Persischen Golf unter anderem Langstreckenraketen getestet". Das vermeldete die halbamtliche Nachrichtenagentur Fars am Samstagmorgen. Es handele sich um die Schlussphase eines großangelegten Marinemanövers, das am vergangenen Wochenende in der Seestraße von Hormus begonnen hatte.

Später berichtete allerdings der in Iran ansässige, englischsprachige Sender Press TV, die Raketentests verzögerten sich: "Der Test von Raketen wird in den nächsten Tagen erfolgen", sagt der stellvertretende Befehlshaber der Marine, Admiral Mahmud Musawi em Sender und widersprach damit den Fars-Berichten.

Vor dem Hintergrund einer drohenden Ausweitung der Sanktionen wegen des iranischen Atomprogramms hatte Teheran dem Westen in den vergangenen Tagen mit einer Blockade der Straße von Hormus gedroht. Mit dem anschließenden Seemanöver wollte das Land offenbar der Drohung, die Ölhandelsroute zu schließen, Nachdruck verleihen.

Iranischen Medienberichten zufolge unterschied sich dieses Manöver von früheren. So hätten sich die Aktionen über ein größeres Gebiet erstreckt, auch die militärische Ausrüstung und Taktik seien anders. Admiral Musawi hatte am Freitag gegenüber der Agentur Fars erklärt: "Der letzte Teil der Übung soll die Marine darauf vorbereiten, dem Feind in einer Kriegssituation entgegenzutreten."

Durch die Meerenge am Ausgang des Persischen Golfes fahren Tanker etwa 40 Prozent des weltweit auf Schiffen transportierten Öls. Die USA haben Iran mit deutlichen Worten vor einer Blockade der Straße von Hormus gewarnt und in dem sich zuspitzenden Konflikt auch militärische Mittel grundsätzlich nicht ausgeschlossen.

In den vergangenen Tagen hatte die Regierung in Washington bekanntgegeben, zur Wahrung der Sicherheit am Golf ihrem langjährigen Verbündeten Saudi-Arabien F-15-Kampfflugzeuge und andere Waffen im Wert von knapp 30 Milliarden Dollar zu verkaufen. Auch die Vereinigten Arabischen Emirate sollen Rüstungslieferungen im Umfang von 3,5 Milliarden Dollar erhalten.

Der Iran sei eindeutig eine Bedrohungen, für Saudi-Arabien und andere Länder der Region - auch wenn sich die Waffenlieferungen nicht allein gegen den Iran richteten, erklärte die US-Regierung.

Iran offenbar zu neuen Atomverhandlungen bereit

Der Konflikt zwischen dem Westen und dem Iran hatte sich verschärft, nachdem die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) mitgeteilt hatte, dass sich der Verdacht erhärtet habe, dass das Land nach Atomwaffen strebt. Die Islamische Republik weist dies zurück. Die Europäische Union will Ende Januar neue Strafmaßnahmen gegen den Iran verhängen.

Offenbar ist der Iran aber zu neuen Gesprächen mit der sogenannten Sechsergruppe bereit: Nach Aussage des iranischen Botschafters in Deutschland, Ali Reza Scheich Attar, will das Land eine neue Runde der Atomgespräche anregen. Ein Chefunterhändler wolle sich in einem Brief an die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton dazu bereiterklären, so die halbamtliche Nachrichtenagentur Mehr.

Zu der Sechsergruppe gehören die fünf UN-Vetomächte und Deutschland. Die letzte Runde der Verhandlungen über das umstrittene iranische Atomprogramm waren im Januar in Istanbul ohne Ergebnis zu Ende gegangen.

© Reuters/dpa/dapd/olkl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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