Klimaschutz:Trumps Schatten über Marrakesch

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Trump wird letztlich den technologischen Wandel nicht aufhalten können, noch nicht einmal im eigenen Land. Längst ist Klimaschutz auch ein großes Geschäft.

Von Michael Bauchmüller

Donald Trump hat Großes geleistet für den globalen Klimaschutz. Nie hätten die Staaten das Pariser Abkommen so schnell in Kraft gesetzt, hätte da nicht die Gefahr seiner Präsidentschaft bestanden. Allein das spricht Bände. Die Staaten haben nicht abgewartet, dass der Klimaleugner Trump das Weiße Haus bezieht, sie haben vorher gehandelt. Die USA werden den Klimaschutz nicht mehr ausbremsen können. Dafür gibt es mittlerweile zu viele, die treiben - zu besichtigen etwa bei der Klimakonferenz in Marrakesch.

Dennoch schwebt die neue Administration wie ein schwarzer Schatten über den gemeinsamen Anstrengungen der Staaten. Was auch immer Trump nun tut, es verschiebt die Gewichte. Ob er aus dem Klimaschutz unter dem Dach der Vereinten Nationen endgültig aussteigt oder seine Leute anweist, künftige Verhandlungen von innen heraus zu verkomplizieren - es wird neue Allianzen brauchen, soll der internationale Kampf gegen die Erderwärmung vernünftigen Regeln folgen.

Was passiert, wenn die USA als Gegengewicht zu China ausfallen?

Das aber wird schwer. Zuletzt waren die USA und China die treibenden Kräfte. Sie gemeinsam machten den Weg erst frei für das Pariser Abkommen. Denn das Duo Barack Obama und Xi Jinping verkörperte zugleich die Balance zwischen einem Industriestaat und einem aufstrebenden Schwellenland, zwischen den großen Klimasündern von einst und jetzt. Fallen die USA aus, geht auch diese Balance verloren. Das verheißt für künftige Klimaverhandlungen nichts Gutes. Die Verteilung von Last und Verantwortung zwischen Industrie- und Schwellenländern bleibt eine der großen ungelösten Fragen im globalen Klimaschutz. Fallen die Vereinigten Staaten hier als Gegengewicht zum Riesen China aus, dann kommt nur noch die Europäische Union dafür infrage. Die aber hat bisher genug damit zu tun, den Klimaschutz in den eigenen Reihen zu organisieren. Gewinnt China die Oberhand, dann bleiben die Regeln schwach. Bis 2018, so beschlossen es die Staaten in Marokko, müssen diese Regeln stehen. Von ihnen hängt ab, wie verbindlich, wie vergleichbar die schönen Klimaziele der einzelnen Länder künftig sein werden.

Die gute Nachricht ist: Auch Trump wird den technologischen Wandel nicht aufhalten können, noch nicht einmal im eigenen Land. Längst ist Klimaschutz ein großes Geschäft, werden Alternativen konkurrenzfähig; ob bei der Erzeugung von Energie, dem effizienten Umgang mit ihr oder im Verkehr. Umso wichtiger werden damit auch jene Initiativen, die einzelne Staaten in Marrakesch vorgestellt haben, um sich gegenseitig beim klimagerechten Umbau zu unterstützen. Das Abkommen von Paris entwickelt längst seine eigene Dynamik, weit abseits der Verhandlungssäle.

Das wird auch der neue Präsident noch feststellen. Er mag vielleicht rhetorisch die Klimaskeptiker im eigenen Land befriedigen, er mag symbolisch aus dem Abkommen aussteigen oder Schlussdokumente entschärfen. Den Fortschritt aus der Welt zu schaffen - das vermag auch ein Donald Trump nicht.

© SZ vom 21.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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