Kitas:Leiter ohne Zeit zum Leiten

Ein reger Austausch mit Eltern, eine umsichtige Personalplanung und gute pädagogische Konzepte: Davon hängt die Qualität einer Kita ab. In deutschen Kindergärten aber fehlt der Leitung die Zeit, diese Aufgaben zu erfüllen.

Von Moritz Geier

Leiter von Kindertagesstätten in Deutschland haben nicht genug Zeit für ihre Führungsaufgaben. Etwa dafür, Gespräche mit Eltern zu führen oder das Personal zu verwalten. Nach einer am Montag vorgestellten Studie der Bertelsmann-Stiftung fehlt vielen Kita-Leitern sogar die Zeit dafür, sich Gedanken zu machen um grundlegende Dinge wie das pädagogische Konzept ihrer Einrichtung.

Noch Ende des vergangenen Jahres sprach das Bundesfamilienministerium mit Verweis auf 400 000 neu geschaffene Kita-Plätze binnen weniger Jahre von einer reinen "Erfolgsgeschichte" beim Kita-Ausbau. In ihrer Studie fordert die Bertelsmann-Stiftung nun, dass dem Ausbau bei den Plätzen auch einer auf der Personalebene folgen müsse. Laut den Verfassern der Studie fehlen in Deutschland umgerechnet 21 800 Vollzeitkräfte in den Kindertagesstätten.

Experten der Stiftung empfehlen, dass Führungskräfte einer Kita über 20 Stunden pro Woche plus 0,35 Stunden pro Kind verfügen sollten, um Leitungsaufgaben wahrzunehmen. Lediglich 15 Prozent der 51 000 Kitas in Deutschland werden laut Studie dieser Anforderung gerecht. Große Unterschiede offenbaren sich in den einzelnen Bundesländern: 28 Prozent der Kitas in Bremen hätten demnach keine Ressourcen für diese Aufgaben, in Sachsen-Anhalt und Thüringen dagegen seien es nur ein Prozent. Während in Hamburg fast jede zweite Kita den empfohlenen Wert erreiche, seien es in Bayern nicht einmal fünf Prozent. Vor allem kleinere Einrichtungen seien vom Personalmangel betroffen.

Der Vorstand der Bertelsmann-Stiftung, Jörg Dräger, fordert daher bundesweit einheitliche Standards, die klar festlegen, wie viel Personal eine Einrichtung braucht, um die Verwaltungsaufgaben zu bewältigen. "Eine gute Kita braucht kindgerechte Personalschlüssel und eine professionelle Leitung. Das verbessert die Qualität in den Kitas und hat einen positiven Einfluss auf die Bildungschancen der Kinder", sagt Dräger.

Zwar seien in den vergangenen Jahren erhebliche Summen in den Kita-Ausbau investiert und das Verhältnis von Fachkraft zur Kinderzahl erheblich verbessert worden. Eines sei dabei allerdings zu kurz gekommen: Ressourcen für die Leitung einer Einrichtung bereitzustellen. "Die gestiegenen Ansprüche von Eltern, Gesellschaft und Politik kann eine Kita kaum erfüllen, wenn nicht wenigstens eine halbe Stelle für Leitungsaufgaben vorhanden ist", sagt Dräger.

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