Kirche:Bistümer wollen besser auf ihr Geld aufpassen

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Als Konsequenz aus den jüngsten Finanzskandalen kündigt der Münchner Kardinal Reinhard Marx "mehr Transparenz, Kontrolle, Aufsicht und Solidarität" an.

Von Matthias Drobinski, Ingolstadt

Kardinal Reinhard Marx kündigt in Ingolstadt mehr Kontrolle für die Kirchenfinanzen an. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Die katholische Kirche in Deutschland möchte künftig offener und besser vergleichbar über ihren Besitz und ihr Vermögen Auskunft geben und den Finanzausgleich unter reichen und armen Bistümern neu regeln - auch als Konsequenz aus mehreren Finanzskandalen in der jüngeren Zeit. Das kündigte der Münchner Kardinal und Bischofskonferenzvorsitzende Reinhard Marx zum Auftakt der Frühjahrsversammlung der deutschen Bischöfe in Ingolstadt an. "Wir wollen mehr Transparenz, Kontrolle, Aufsicht und Solidarität", sagte Marx vor Journalisten, "hier müssen wir Schwung aufnehmen." Er räumte ein, dass die Transparenzoffensive, die 2014 die Bischöfe als Konsequenz aus dem Skandal um den Bau der Residenz des Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst versprochen hatten, "nicht ganz so gelaufen" sei, wie er sich das vorgestellt habe. Das liege auch daran, dass letztlich jeder Bischof allein für sein Bistum verantwortlich sei und ein Bischofskonferenzvorsitzender ihm nur begrenzt Vorschriften machen könne.

Anfang des Monats war bekannt geworden, dass der ehemalige stellvertretende Finanzdirektor des Bistums Eichstätt insgesamt 60 Millionen Euro unversicherte Darlehen für Immobiliengeschäfte in den Vereinigten Staaten vergeben hatte - wie hoch der Schaden für das Bistum sein wird, ist noch nicht abzusehen. Die Geschäfte waren aufgeflogen, als das Bistum im Rahmen der Transparenzoffensive seine Besitztümer ordnete und gemäß Handelsgesetzbuch (HGB) bewertete. Diese Umstellung war Kern des Reformvorhabens von 2014 - bei der bisherigen kameralistischen Buchhaltung mussten die Bistümer lediglich ihre Einnahmen und Ausgaben veröffentlichen, nicht aber, was sie an Immobilien, Rücklagen und Beteiligungen besitzen. Sie gehen aber - sehr zum Ärger von Marx, wie es heißt - sehr unterschiedlich voran. Zwar bilanziert mittlerweile eine ganze Reihe von Bistümern HGB-konform. Andere dagegen tun dies nur in Anlehnung an das HGB, was zahlreiche Möglichkeiten bietet, Besitztümer zu verschweigen. Wieder andere veröffentlichen nach wie vor im Wesentlichen lediglich ihre Einnahmen und Ausgaben.

Der Finanzausgleich zwischen armen und reichen Bistümern soll neu geregelt werden

Obwohl die einzelnen Bistümer unabhängig seien, gebe es dennoch eine gemeinsame Verantwortung: "Wir werden gemeinsam als katholische Kirche in Deutschland wahrgenommen", sagte Kardinal Marx. Die Bischöfe müssten entsprechend auch gemeinsam dokumentieren, dass sie sorgsam mit dem Geld der Gläubigen und dem Vermögen der Kirche umgingen. Auch dies entscheide darüber, für wie glaubwürdig die Kirche gehalten werde.

Konkret neu regeln möchten die Bischöfe den internen Finanzausgleich zwischen reichen und armen Bistümern in Deutschland. Man arbeite seit einiger Zeit an einem neuen System, sagte Pater Hans Langendörfer, der Sekretär der Bischofskonferenz. Der vor 25 Jahren beschlossene innerkirchliche West-Ost-Finanzausgleich laufe aus; er sei in dieser Form nicht mehr zeitgemäß. Es gebe mittlerweile auch im Westen Bistümer, die finanzielle Not leiden. Das Erzbistum Hamburg hatte jüngst offenbart, 80 Millionen Euro Schulden zu haben und angekündigt, mehrere katholische Schulen zu schließen.

© SZ vom 20.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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