Kinderbetreuung:Angekommen im Heute

Der Osten muss sein Personal in Kitas aufstocken.

Von Constanze von Bullion

Es ist erst wenige Jahre her, da wurde in etlichen Regionen Deutschlands schief angeschaut, wer ein Kind unter drei Jahren in eine Krippe brachte. Das galt vor allem für den ländlich und stark christlich geprägten Südwesten der Republik. Wo der Reichtum am größten war, gingen vergleichsweise wenige Frauen ganztags arbeiten. Hier hielt sich lange die Vorstellung, dass die richtige Kleinkindbetreuung eigentlich nur eine kann und sollte: die Mutter. Das hat sich gründlich geändert.

Mit hohem Tempo hat gerade der Südwesten Deutschland Kitas ausgebaut. Es gab da vieles nachzuholen, baulich und ideologisch. Wie eine Studie der Bertelsmann-Stiftung zeigt, wird bundesweit auch beim Personal nachgebessert, wenn auch langsam. Denn ohne Zuwendung von Erzieherinnen ist die schönste Kita nichts wert. Baden-Württemberg ist bei Personal und Gruppengröße zum Musterschüler geworden. Das zeigt: Es geht.

Umso bedrückender ist der Kontrast zum Osten, etwa zu Mecklenburg-Vorpommern. Trotz Verbesserungen sind Kindergartengruppen hier fast doppelt so groß wie empfohlen. Bei allem Respekt vor ostdeutscher Erzieherkunst: Mehr als 14 Kinder pro Fachkraft, das ist eine Zumutung für alle. Nach dem Westen muss auch der Osten Abschied von Traditionen nehmen und Riesengruppen verkleinern. Vorpommern mag ärmer sein als Schwaben. Aber gestern ist auch hier vorbei.

© SZ vom 30.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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