Kaukasus:Berg-Karabach und Aserbaidschan vereinbaren Waffenruhe

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  • Aserbaidschan und Berg-Karabach haben eine Waffenruhe vereinbart, die offenbar eingehalten wird.
  • Am Freitagabend war der Konflikt zwischen den Gegnern eskaliert, 64 Menschen wurden getötet.
  • Die nicht anerkannte Republik Berg-Karabach gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan, betrachtet sich jedoch seit 1991 als unabhängig.

Nach tagelangen Kämpfen zwischen Aserbaidschan und Berg-Karabach schweigen die Waffen. Beide Seiten halten sich offenbar an einen um 12:00 Uhr Ortszeit vereinbarten Waffenstillstand.

"Es wurde Befehl erteilt, die Gefechte zu beenden", sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berg-Karabach. Auch die aserbaidschanischen Streitkräfte hätten die Kampfhandlungen eingestellt, hieß es aus Baku.

Konflikt zwischen Berg-Karabach und Aserbaidschan (Foto: SZ-Grafik)

Unmittelbar zuvor hatten Vertreter der mehrheitlich von Armeniern bewohnten Region der aserbaidschanischen Armee noch eine drastische Intensivierung der Angriffe vorgeworfen. Demnach hätte Aserbaidschan Artillerie eingesetzt. Ein Reporter der Nachrichtenagentur AP, der am Morgen noch das Einschlagen von Geschossen gehört hatte, berichtete, am Nachmittag (Ortzszeit) sei kein Gefechtslärm mehr zu hören gewesen.

64 Tote seit Freitagabend

An der Grenze der Südkaukasusregion waren in den vergangenen Tagen Kämpfe aufgeflammt, in deren Verlauf 64 Menschen getötet wurden. Der armenische Präsident Sersch Sargsjan hatte die Kämpfe als die schwersten seit dem Beginn der Waffenruhe 1994 bezeichnet.

Das überwiegend von christlichen Armeniern bewohnte Gebiet Berg-Karabach gehört völkerrechtlich zum muslimisch geprägten Aserbaidschan. Während des Zerfalls der Sowjetunion hatten sich sowohl Armenien als auch Asarbeidschan für unabhängig erklärt. Der Anspruch der Autonomen Republik Berg-Karabach auf Unabhängigkeit 1991 wurde von Aserbaidschan nicht akzeptiert. Es kam zu einem Krieg. Ein 1994 vereinbarter Waffenstillstand ist seit Jahren brüchig. In den vergangenen Jahren war es immer wieder zu kleineren Gefechten mit Toten gekommen. Am Freitagabend war der Konflikt erneut eskaliert.

Russland und der Westen riefen beide Konfliktparteien zur Deeskalation und zur Einstellung der Kämpfe auf. Der französische Außenminister Jean-Marc Ayrault hatte erklärte, der Konflikt im Südkaukasus könne nicht mit Waffengewalt gelöst werden und zu einer sofortigen Feuerpause aufgerufen.

Aserbaidschans Präsident İlham Əliyev hatte der Agentur Tass zufolge erklärt, sein Land würde die Kämpfe einstellen, "aber nur unter der Bedingung, dass die Gegenseite das nicht missbraucht".

Die Dimensionen des Konflikts gehen über den Kaukasus hinaus. So warnte der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoğlu die Republik Armenien vor Angriffen auf aserbaidschanische Kräfte: "Die ganze Welt muss wissen, dass die Türkei Schulter an Schulter mit Aserbaidschan gegen Aggressionen und Besetzungen bis zum Ende der Zeiten steht." Auf der anderen Seite hat Russland mit Armenien eine Verteidigungsbündnis abgeschlossen. Moskau warnte bereits am Montag die Türkei vor einseitiger Parteinahme.

Am Dienstag berät die sogenannte Minsk-Gruppe in Wien, die sich für eine Lösung des Konflikts um die mehrheitlich armenische Region einsetzt. Ihr gehören Russland, die USA, Frankreich sowie die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) an.

© SZ.de/dpa/AFP/Reuters/AP/mcs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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