Katholische Kirche:Abtreibung bleibt Sünde

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Der Papst erlaubt es Priestern, Frauen nach einer Abtreibung weiterhin zu vergeben - auch nach dem Ablauf des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit. In einem Schreiben bezeichnete Franziskus den Abbruch einer Schwangerschaft zugleich als "eine schwere Sünde".

Papst Franziskus hat Priestern erlaubt, Frauen auch weiterhin zu vergeben, wenn sie eine Abtreibung beichten. "Ich gewähre von nun an allen Priestern die Vollmacht, kraft ihres Amtes jene loszusprechen, welche die Sünde der Abtreibung begangen haben", hieß es in einem Apostolischen Schreiben vom Montag. Ursprünglich sollte dieses Zugeständnis nur für das Heilige Jahr der Barmherzigkeit gelten, das am vergangenen Wochenende zu Ende gegangen war. Dieser Zeitraum werde nun ausgedehnt, "unbeachtet gegenteiliger Bestimmungen". Franziskus betonte zwar, dass die Abtreibung "eine schwere Sünde" sei, "da sie einem unschuldigen Leben ein Ende setzt". Jedoch gebe es keine Sünde, die durch die Barmherzigkeit Gottes nicht erreicht und vernichtet werden könne.

Eigentlich sieht die katholische Kirche die Exkommunikation für jene vor, die eine Abtreibung vorgenommen oder bei ihr mitgewirkt haben, also auch für den Arzt und den Partner, wenn er die Frau zur Abtreibung gedrängt hat. Sie sind dann automatisch vom Empfang der Sakramente - auch des Bußsakraments - ausgeschlossen. Diese Strafe kann dann nur der Bischof oder ein von ihm beauftragter Priester nachlassen. Erst danach kann die Frau zur Beichte gehen und um Vergebung bitten. Nach dem Kirchenrecht kann in Einzelfällen allerdings auch jetzt schon ein Priester im Beichtstuhl die Absolution ohne vorherigen Amtsweg erteilen. Rein rechtlich müsste sich die Frau dann allerdings nachträglich vom Bischof bestätigen lassen, dass die Exkommunikation für sie aufgehoben wurde. In Deutschland kann schon lange ein Priester einer Frau die Absolution erteilen, wenn sie eine Abtreibung beichtet, ebenso in den USA.

Neben der Frage nach der Vergebung der Abtreibung nimmt Papst Franziskus in seinem Schreiben auch zur Pius-Bruderschaft Bezug, die Teile der Kirchenreformen des Zweiten vatikanischen Konzils ablehnt, zum Beispiel die Wertschätzung von Juden und Muslimen. Er erlaube katholischen Gläubigen auch künftig, bei Priestern der Pius-Bruderschaft zu beichten. Weiter führt der Papst einen "Welttag der Armen" ein. Es könne weder Gerechtigkeit noch sozialen Frieden geben, solange noch Arme vor den Türen der Christen lägen, begründete er seine Initiative. Der Welttag soll künftig jeweils im November am zweiten Sonntag vor dem Advent begangen werden.

© SZ vom 22.11.2016 / dpa, kna - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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