John McCain gratuliert Obama:Ein Abgang voller Würde

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Im Scheitern bewies der republikanische Kandidat John McCain Größe. Er lobte den neuen Präsidenten - das war für seine Fans zu viel.

Das war ein Abgang mit Stil. Es war vielleicht der stärkste Auftritt des republikanischen Kandidaten John McCain, ein Bekenntnis zu Amerika und ein Beispiel für Fairness.

John McCain winkt seinen Anhängern in seiner Heimatstadt Phoenix, Arizona, zu. (Foto: Foto: Reuters)

McCain gratulierte in Phoenix seinem Gegner Barack Obama zum Sieg bei der Präsidentschaftswahl. "Das amerikanische Volk hat gesprochen - und es hat klar gesprochen", sagte der 72-jährige Senator am Dienstagabend vor enttäuschten Anhängern, die sogar pfiffen und buhten.

Er hätte sich ein anderes Ergebnis gewünscht, sagte McCain - und habe seinem Kontrahenten in einem Telefongespräch zu seinem Wahlsieg gratuliert. Das sei eine "historische Wahl", erklärte der Verlierer und erinnerte an Tage der Rassendiskriminierung, die lange zurücklägen.

Er bot seine Mitarbeit an und bat alle, Obama bei seinen schwierigen Aufgaben zu helfen. Ja, McCain lobte ihn sogar für seine Überzeugungen, für seine Kraft, die Amerikaner von der Hoffnung zu überzeugen, das Land zu verändern. Und er bedauerte, dass die kürzlich verstorbene Großmutter Obamas diesen Tag nicht mehr erlebe. Das war der versammelten Anhängerschaft McCains offenbar zu viel.

Obama sei jetzt "sein Präsident", in einem Land, "das wir beide lieben", so McCain. Die Republikaner hätten so hart gekämpft, wie sie konnten, und sicher hätte er Fehler gemacht, er wüste aber nicht, welche.

Und dann dankte der unterlegene Politiker seiner Frau, seiner Mutter und seiner Running Mate Sarah Palin, die im blauen Kostüm neben ihm stand. Diese Kandidatur sei die Ehre seines Lebens gewesen, bilanzierte McCain, er sei ein Diener seines Landes. Aber die Voraussetzungen seien schlecht gewesen.

Jetzt freue er sich auf friedlichere Jahre, erklärte der grauhaarige Politiker noch. Seine Fans standen fassungslos vor ihm. Dann ging der Mann, der im Scheitern so viel Würde bewies.

Der scheidende US-Präsident Bush zollte McCain nach dessen Niederlage Anerkennung und Respekt. "John, Sie haben alles gegeben. Ich bin stolz auf Sie, und es tut mir leid, dass es nicht geklappt hat."

Hören Sie John McCain hier im Originalton.

© sueddeutsche.de/dpa/jja/bosw/cag - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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