Gerade in der Außenpolitik sieht Adenauer große Defizite bei seinem Stellvertreter und Wirtschaftsminister Ludwig Erhard, der schon seit geraumer Zeit Ambitionen aufs Kanzleramt hegt. 1959 schimpft Erhard nach Adenauers Bundespräsidenten-Rückzieher: "Mit diesem Mann bin ich fertig." Zwei Jahre später, als die FDP Adenauer kippen will, fehlt Erhard der Mut: "Ich kann nicht Konny-Killer sein." Adenauer wiederholt im Mai 1963: "Ich spreche es nicht gerne aus, dass ich den Herrn Erhard für nicht geeignet halte."
Die Unionsfraktion sieht es anders, in einer Probeabstimmung erhält Erhard 159 Ja-Stimmen bei 19 Enthaltungen und 47 Nein-Stimmen. Am 16. Oktober 1963, einen Tag nach Adenauers Rücktritt, ist Erhard am Ziel: Der Bundestag wählt ihn zum zweiten Bundeskanzler.
Adenauer (rechts) und Erhard bei Adenauers Abschiedsbankett am 11.10.1963 im Palais Schaumburg in Bonn.
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