Italien:Zu viel der schönen Worte

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Es ist nicht so, dass Premier Matteo Renzi etwas falsch machte, es ist nur so, dass er über seine guten Taten viel zu viel redet. Sollte er stürzen, verliert die EU einen zentralen Verbündeten.

Von Oliver Meiler, Rom

Man kann Matteo Renzi direkt anschreiben, lässig per Du, die Anschrift lautet: matteo@governo.it. Italiens Premier ruft die Bürger aktiv dazu auf. Und er ist angetan von den vielen Mails, die da eintreffen, wie er unlängst erzählte: "Die meisten Zuschriften sind sehr schön und nützlich." Das lässt sich natürlich schlecht nachprüfen. Wahrscheinlich sind auch viele nicht so schöne Mails dabei, enttäuschte und ernüchterte, wohl auch rotzige. Renzi erlebt in diesem Sommer eine echte Schwächephase. Zum ersten Mal seit seinem spektakulären Aufstieg vom Bürgermeister von Florenz zum Ministerpräsidenten Italiens vor zweieinhalb Jahren hat es den Anschein, als seien die Italienern ihn leid, als hänge dem jungen Neuen bereits der Mief des Alten an. Er könnte tatsächlich stürzen - bald schon, im Oktober oder November, wenn die Italiener über seine Verfassungsreform abstimmen werden. Darum will der stets redselige Renzi nun plötzlich besser zuhören.

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