Italien:Tiraden und Theater

Die Wahlsieger wettern gegen den Euro, werden ihn aber nicht verlassen.

Von Oliver Meiler

Europa schaut mit Verwunderung und Sorge nach Italien, wo sich gerade eine populistische, europakritische Regierung formiert. Beides ist falsch. Und heuchlerisch. Zunächst muss man daran erinnern, dass Brüssel mindestens einen Teil der Verantwortung trägt für den Erfolg der italienischen Wut- und Protestparteien. Es war ein verheerender Fehler, die Italiener jahrelang allein zu lassen mit dem Problem der Zuwanderung über das Mittelmeer - und das mitten in einer schweren Wirtschaftskrise. Aus Brüssel, Berlin und Paris kommen oftmals nur wohlfeile Mahnungen und Warnungen, auch jetzt wieder. Jede einzelne stärkt die Cinque Stelle und die Lega.

Natürlich ist ihr Programm ein Bruch mit vielen alten Gewissheiten, zumindest theoretisch. Es fußt auf ungedeckten Milliardenausgaben, auf mehr statt weniger Schulden. Doch haben die Populisten die Kraft, den Gang Europas zu verändern. Verbal ist viel zu erwarten: Tiraden, großes Theater. Aber sonst?

Lega und Cinque Stelle propagieren gern den Austritt aus dem Euro. Das Wissen um die Folgen aber ist karg. Für internationale Verträge sieht die italienische Verfassung zudem keine Referenden vor. Und: Das Geld der Italiener, einem Volk von Sparern, verlöre bei einem Austritt dramatisch an Wert. Bei der Aussicht hört der Spaß schnell auf.

© SZ vom 22.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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