Italien:Existenzfragen

Das Verfassungsreferendum wird zum Schicksalsentscheid für Renzi.

Von Oliver Meiler

Um die politische Stabilität Italiens darf mal wieder gebangt werden. Es gibt nun auch ein Datum zum Fürchten: den 4. Dezember. Dann werden die Italiener über die Verfassungsreform und über die Politik ihres Premiers abstimmen. Matteo Renzi versucht zwar gerade, Person und Referendum zu trennen. Doch war die Personalisierung einst seine Idee gewesen - eine dumme, wie er nun selbst einräumt, weil sie die Opposition eint. Nebenbei ist es mehr recht als schlecht, dass Renzi an seiner wichtigsten Reform gemessen wird.

Stürzt er, zerschellen auf einen Schlag etliche Gewissheiten, die man vor allem in Brüssel und Berlin lieb gewonnen hat. Renzi ist ein verlässlicher, dynamischer Partner. Man verzeiht ihm deshalb auch, dass er zuweilen forscher redet, als es der Kanon vorsieht. Denn in den großen europäischen Fragen ist Renzi am Ende immer auf Linie. Ein Reformer in Rom? Das hatte man lange Zeit vermisst.

Was nach ihm käme, ist völlig ungewiss. Die Linke ist gespalten und fände nur mit Mühe einen Ersatz; die Rechte dämmert im Schatten Silvio Berlusconis. Als Alternative offeriert sich die Protestbewegung Cinque Stelle, die Partei der Unzufriedenen. Die offenbart mit ihrer Bürgermeisterin in Rom, wie heillos überfordert sie mit dem Regierungsgeschäft für ganz Italien wäre. Ja oder nein? In seiner Verkürzung mutet der Verfassungs-Entscheid fast schon existenziell an.

© SZ vom 27.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: