Italien:Auf dem Weg ins Chaos

Nach dem Scheitern des Referendums hilft nur eines: Besonnenheit.

Von Oliver Meiler

So viel Tempo gab es selten. Italiens Senat hat in einer rekordverdächtig schnellen Sitzung den Staatshaushalt für 2017 verabschiedet - ohne Änderungsantrag, ohne Palaver. Das Votum machte den Weg frei für den Rücktritt von Premier Matteo Renzi. Der hatte schon früher demissionieren wollen, am liebsten schon Minuten nach der etwas schmachvollen Niederlage beim Verfassungsreferendum. Doch Staatspräsident Sergio Mattarella verbat sich die Hast und forderte Renzi auf, wenigstens noch das dringendste politische Tagesgeschäft zu erledigen: das Budget. Immerhin schaue die halbe Welt auf Italien. Da könne man sich keine Leichtfertigkeit leisten.

Mattarella ist ein weiser Mann. Von seinem Vermittlungsgeschick hängt nun wesentlich ab, ob Italien diese Regierungskrise halbwegs geordnet übersteht. Die ersten Signale lassen allerdings eher vermuten, dass es chaotisch wird. Ein großer Teil der Parteien will sofortige Neuwahlen. So auch Beppe Grillos Protestbewegung Cinque Stelle, die eine Welle des Zorns ins Rollen gebracht hat, von der sie nun profitieren könnte.

Wichtig wäre, dass Mattarella möglichst bald mit der Berufung eines allseits akzeptierten Übergangspremiers etwas Tempo aus dem Spiel nehmen kann und so die drängelnden Parteipolitiker zur Räson bringt. Besonnene Krisenregie? Vielleicht ist niemand besser in dieser Rolle als Sergio Mattarella.

© SZ vom 08.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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