Israel:Triumph in New York

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Erstmals leitet ein Israeli einen zentralen Ausschuss bei den Vereinten Nationen. Der Posten könnte für Danny Danon ein Sprungbrett sein, denn er gilt als künftiger Herausforderer von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu.

Von Peter Münch, Tel Aviv

Die Gratulationen hat er genossen, denn dies ist ein erstaunlicher Triumph: Danny Danon, Israels UN-Botschafter, ist in New York zum Chef des UN-Rechtsausschusses gewählt worden. Erstmals in der mehr als 70-jährigen Geschichte übernimmt ein Vertreter des jüdischen Staates den Vorsitz in einem der sechs Hauptausschüsse der Generalversammlung. "Ich bin sehr stolz darauf", sagt Danon. Gut für sein Land sei das - und gut ist es natürlich auch für die eigene Karriere.

Ohne Kämpfe hinter den Kulissen allerdings war auch dieser Erfolg nicht möglich: Nur 109 von den 193 Stimmen aller Mitgliedstaaten hat Danon erhalten, Widerstand leisteten die arabischen und muslimischen Staaten. "Wir können nicht akzeptieren, dass Israel nun über alle Rechtsfragen entscheidet", schimpfte der Vertreter Jemens. Und Riad Mansur, UN-Botschafter der Palästinenser, klagte mit Blick auf den Siedlungsbau, der Vorsitz hätte an einen "vernünftigen qualifizierten Kandidaten und nicht an einen Völkerrechtsverletzer" gehen sollen.

Die USA und die Europäer, die Danons Wahl beförderten, hat das nicht beeindruckt, und auch dem neuen Vorsitzenden selber dürfte solche Kritik egal sein. Er hat stets nach der Devise gehandelt, dass viel Feind viel Ehr' bedeutet, und nun darf er sich auf einer noch größeren Bühne beweisen. Schon bei seiner Ernennung zum UN-Botschafter im Herbst 2015 hatte ein heimischer Oppositionskollege angemerkt, in Danon werde ein "rechter Extremist mit der Sensibilität eines Pitbulls" nach New York entsandt, und diesem Ruf ist er gerecht geworden. In Erinnerung blieb ein Brüll-Duell im Sicherheitsrat, das er sich dort im April mit seinem palästinensischen Kollegen lieferte, der dabei am Ende in Tränen ausbrach. Nicht zufällig hat Danon seine Aufgabe in New York einmal mit der eines Soldaten im Krieg verglichen.

Dabei hat er auch immer eine zweite Front im Auge - die innenpolitische in der Heimat. Der 45-Jährige hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er hoch hinaus will, und der UN-Botschafterposten darf ihm als gutes Sprungbrett erscheinen. Schließlich hat genau dort in den Achtzigern auch Premier Benjamin Netanjahu seine Karriere gestartet. Die Rivalität zwischen den beiden hat jedoch schon zu manchem Eklat geführt. Netanjahu hatte Danon sogar im Gazakrieg 2014 als Vize-Verteidigungsminister entlassen, weil der gegen einen Waffenstillstand gewettert hatte. Danon wurde dadurch noch mehr zum Liebling der Rechten im Likud. Mit der Entsendung nach New York wollte Netanjahu wohl den Konkurrenten auf Abstand halten. Doch der nutzt nun auch diesen Posten zur weiteren Profilierung.

© SZ vom 15.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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