Israel:Netanjahu will mit "harter Hand" auf Anschlag reagieren

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Israelische Sicherheitsleute vor der Synagoge (Foto: REUTERS)
  • Zwei Männer sollen bei einer Synagoge in Jerusalem Betende mit Äxten und Messern angegriffen haben.
  • Mehrere Menschen kamen bei dem Anschlag ums Leben, weitere wurden verletzt. Drei der getöteten Männer haben neben der israelischen auch die US-amerikanische Staatsbürgerschaft, ein Mann ist britischer und israelischer Staatsbürger.
  • Die Angreifer sollen von der Polizei getötet worden sein.
  • Israels Ministerpräsident Netanjahu macht Palästinenserpräsident Abbas und die Hamas für den Anschlag verantwortlich.
  • Abbas verurteilt die Tat, auch US-Außenminister Kerry und sein deutscher Kollege Steinmeier äußern sich betroffen.

Mehrere Tote bei Angriff auf Synagoge in Jerusalem

Bei einem mutmaßlichen Terroranschlag auf eine Synagoge in Jerusalem sind am Dienstag mehrere Menschen getötet und weitere verletzt worden. Die Jerusalem Post berichtet von mindestens vier Toten. Laut israelischer Polizei handelt es sich bei den Opfern um drei Männer mit israelischer und US-amerikanischer sowie einem Mann mit israelischer und britischer Doppel-Staatsbürgerschaft. Acht Menschen wurden der Jerusalem Post zufolge verwundet, vier davon schwer.

Die CNN berichtet, dass es sich um vier Rabbiner handelt. Wegen der US-Staatsbürgerschaft von dreien der Opfer, werde nun auch der amerikanische Inlandsgeheimdienst FBI ermitteln.

Israelische Medien berichteten, zwei mutmaßlich arabische Angreifer hätten die Gläubigen bei der Synagoge im Stadtteil Har Nof Betende mit einer Pistole, Äxten und Messern angegriffen. Herbeigerufene Polizisten hätten die beiden nach einem kurzen Feuergefecht getötet.

Netanjahu: Abbas und Hamas sind für Anschlag verantwortlich

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu warf Palästinenserpräsident Mahmud Abbas vor, für den blutigen Anschlag in Jerusalem mitverantwortlich zu sein. Der Angriff sei "das direkte Ergebnis der Hetze von Hamas und Abu Masen (Abbas), die von der internationalen Gemeinschaft auf unverantwortliche Weise ignoriert wird", teilte Netanjahu mit.

"Wir werden mit harter Hand auf den grausamen Mord an Juden reagieren, die beten wollten und die von heimtückischen Mördern getötet wurden", sagte er. Abbas gehört nicht zur radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas, die den Anschlag in Jerusalem begrüßt hat. Der Präsident der Autonomiebehörde führt die größte Palästinensergruppe, die Fatah.

Abbas verurteilt den Anschlag

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hat den tödlichen Anschlag auf eine Synagoge in Jerusalem verurteilt. "Die palästinensische Präsidentschaft hat die Tötung von Zivilisten auf beiden Seiten zu jeder Zeit verurteilt. Heute verurteilen wir die Tötung von Betenden in einer Synagoge in Westjerusalem", erklärte Abbas.

Außenminister Kerry und Steinmeier äußern sich

Noch vor der Stellungnahme von Abbas hatte auch US-Außenminister John Kerry den Anschlag als Terrorakt und sinnlose Brutalität verurteilt. Er forderte die Palästinenserführung auf, die Tat auf das Schärfste zu verurteilen und Führungsstärke zu beweisen, um die Region auf einen neuen Weg zu führen. "Diese Gewalt hat nirgends einen Platz", sagte Kerry bei einem Treffen mit seinem britischen Amtskollegen Philip Hammond in London.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier hat vor einer neuen Spirale der Gewalt gewarnt. "Dass Gotteshäuser zum Schauplatz von tödlichen Angriffen auf unschuldige Gläubige werden, ist eine schreckliche Grenzüberschreitung in einer ohnehin extrem angespannten Lage", sagte Steinmeier bei einem Besuch in Kiew. Die Überlagerung mit religiöser Konfrontation gebe dem Nahost-Konflikt eine "neue gefährliche Dimension". "Ich hoffe, dass das nun auch ein lauter Weckruf ist."

Polizei spricht von Terrorangriff

Nach ersten Berichten geht die israelische Polizei davon aus, dass es sich um einen Anschlag von Einzeltätern handelt, die nicht von einer Terrororganisation beauftragt wurden. "Wir betrachten dies als Terrorangriff", sagte Polizeisprecher Micky Rosenfeld.

Palästinensischen Medien zufolge handelt es sich bei den zwei Attentätern um Cousins aus dem arabischen Ostteil der Stadt. Die 22 beziehungsweise 27 Jahre alten Cousins, die bei einem Feuergefecht mit der Polizei getötet wurden, kämen aus dem Viertel Dschabal al-Mukaber in Ostjerusalem.

Hamas spricht von "heroischer Tat"

Die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas bezeichnete den tödlichen Anschlag der Nachrichtenagentur dpa zufolge als "heroische Tat". Hamas-Sprecher Muschir al-Masri sprach in Gaza von einer "natürlichen Reaktion". Der Angriff sei die Rache für den Tod eines arabischen Busfahrers, sagte Al-Masri.

Der Palästinenser war am Sonntagabend erhängt in einem Bus in Jerusalem aufgefunden worden. Die Polizei geht von einem Suizid, die Familie jedoch von einem Mord durch jüdische Extremisten aus. Am Montag war es daher zu Unruhen in der Stadt gekommen.

In den vergangenen Wochen hatte es in Israel und den Palästinensergebieten immer wieder Konfrontationen zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften gegeben. Es gab auch eine Serie von Anschlägen auf Israelis. Ein Auslöser der Spannungen war der Streit um die Nutzung des Tempelbergs in Jerusalems Altstadt, der Juden und Muslimen heilig ist.

© Süddeutsche.de/dpa/gal/chwa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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