Israel:Goldener Netanjahu gestürzt

(Foto: Jack Guez/AFP)

Es hätte ein großer Tag für den israelischen Premierminister Netanjahu werden können. Ihm wurde zur Lebzeit in Tel Aviv ein königliches Denkmal errichtet. Doch seine Untertanen verschmähten es.

Von Peter Münch, Tel Aviv

Gülden strahlt der Herrscher vom Sockel herab, als Denkmal auf dem bedeutendsten Platz der Stadt. Schon zu Lebzeiten ist Benjamin Netanjahu diese Ehre zuteil geworden. Der Dienstag hätte also ein großer Tag werden können für den Premierminister Israels, der plötzlich als lebensgroße goldene Statue auf dem Tel Aviver Rabin-Platz aufragte. Der Künstler Itay Zalait hatte das Werk heimlich über Nacht aufgestellt, für den "König von Israel", wie er bekundete, und am Morgen versammelten sich staunend die Untertanen um das Abbild. Manche mögen ans biblische Goldene Kalb gedacht haben - die meisten dachten vor allem daran, schnell ein Selfie zu machen. Jedenfalls ging es gleich hoch her rings um dieses Denkmal, das die einen als verdienten Lohn empfanden für den Sieger aller Wahlen, die anderen als Schande und die Dritten als gelungenen subversiven Gag. Der stolze Künstler sprach in jedes Mikrofon, dass er "eine öffentliche Debatte provozieren" und "die Grenzen der Meinungsfreiheit austesten" wolle. Am Ziel war die Aktion jedoch erst, als eine über die sozialen Medien zusammengetrommelte Menge schließlich den Gold-König vom Sockel stieß. Von Tel Aviv ging damit die Botschaft aus von Netanjahus Sturz - am Regierungssitz in Jerusalem ist sie allerdings nicht angekommen.

© SZ vom 07.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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