Israel:Der ersehnte Republikaner

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Premier Netanjahu gehört zu denen, die sich auf Trump freuen. Bindeglied in die neue US-Regierung könnte ein Milliardär sein, der sein Geld mit Glücksspielen verdient hat.

Von Peter Münch, Tel Aviv

Diese Gratulation kommt von Herzen: Der neu gewählte US-Präsident Donald Trump sei ein "wahrer Freund Israels", erklärte Benjamin Netanjahu. Er freue sich auf die Zusammenarbeit, "um Sicherheit, Stabilität und Frieden in unserer Region" voranzubringen. "Die einzigartige Allianz zwischen unseren beiden Ländern", da zeigt sich Israels Premierminister sicher, könne nun "zu neuen Höhen" geführt werden. Ein Bekenntnis, das eine Geigenuntermalung verdient hätte.

Tatsächlich ist dies auch für Netanjahu ein besonderer Tag. Er hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er sich den US-Republikanern verbunden fühlt. Doch niemals in seiner langen Regierungszeit hatte er es mit einem republikanischen Präsidenten zu tun. In Netanjahus erster Amtszeit von 1996 bis 1999 war Bill Clinton sein Gegenpart - das Verhältnis war schwierig. Seit seiner Wiederwahl 2009 musste er sich mit Barack Obama arrangieren - dieses Verhältnis war noch viel schwieriger. Nun darf er sich endlich auf einen Schulterschluss mit einem Republikaner freuen.

Klare Präferenz: Szene am Rand einer Wahlparty der Auslandsrepublikaner in Israel. (Foto: Ammar Awad/Reuters)

Die einzige Frage ist, wie viel von der alten Republikanischen Partei tatsächlich in Trump steckt. Anders als bei der US-Wahl 2012, als sich Netanjahu offen auf Mitt Romneys Seite geschlagen hatte, gab er sich diesmal neutral. Ein Grund war gewiss, dass er das Risiko scheute, erneut auf den Verlierer zu setzen. Zugleich aber schien auch Netanjahu die Sprunghaftigkeit Trumps nicht geheuer zu sein.

Denn in den Augen der israelischen Regierung hat Trump im Wahlkampf einen glatten Fehlstart hingelegt. Zunächst drohte er eine Kürzung der Militärhilfe für Verbündete an und erklärte außerdem noch seine strikte "Neutralität" im israelisch-palästinensischen Dauerkonflikt. Dank einiger Berater aber, zu denen auch sein jüdischer Schwiegersohn Jared Kushner zählt, riss Trump das Ruder schließlich herum und ließ keine Gelegenheit mehr aus, seine "große Liebe" zu Israel zu bekunden. Er versprach, die US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen, obwohl die Stadt international nicht als Hauptstadt anerkannt ist. Zudem kündigte er ganz im Sinne Netanjahus an, das Atom-Abkommen mit Iran wieder einzukassieren.

All das hat Israels Rechte so erfreut, dass Bildungsminister Naftali Bennett nun frohlockte, mit Trumps Wahlsieg sei die Zwei-Staaten-Lösung tot und "die Ära eines Palästinenserstaats vorbei". In jedem Fall darf Netanjahu darauf hoffen, in Zukunft aus dem Weißen Haus keine scharfen Ermahnungen mehr wegen der Siedlungspolitik zu erhalten. Und falls es doch einmal zu Unstimmigkeiten kommen sollte, steht bereits ein Vermittler bereit: Sheldon Adelson, der Glücksspiel-Milliardär aus Las Vegas. Der ist nicht nur Großspender der Republikaner in den USA, sondern auch der wichtigste Unterstützer Netanjahus in Israel. Er hatte sich erst relativ spät, aber dann umso klarer hinter Trump gestellt: "In Fragen der Sicherheit Israels", so sagte er, "wird Trump ein herausragender Präsident sein."

Bindeglied zwischen Trump und Netanjahu: Glücksspielmilliardär Sheldon Adelson, der nicht nur die US-Republikaner, sondern auch Israels Premier mit seinem Geld unterstützt. (Foto: Tyrone Siu/Reuters)
© SZ vom 10.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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