Israel:Attentat in Jerusalem weckt alte Ängste

Lesezeit: 1 min

Nach der Bombenexplosion in einem Bus mit 21 Verletzten werden Erinnerungen an die Intifada wach. Vor dem am Freitag beginnenden Pessach-Fest wurde die höchste Warnstufe ausgerufen.

Von Peter Münch, Tel Aviv

Am Tag danach regiert die Furcht. Die Bombenexplosion in einem Jerusalemer Linienbus zur Hauptverkehrszeit am Montagabend hat in Israel die alten Traumata der Intifada wiederbelebt. Viele Hintergründe des Anschlags, bei dem 21 Menschen verletzt wurden, blieben vorerst ungeklärt. Die Polizei verhängte eine Nachrichtensperre, die Medien spekulieren über einen noch nicht identifizierten Palästinenser, der schwer verletzt im Krankenhaus liegt: Zählt er zu den Opfern - oder ist er der Attentäter?

Klar ist nur, dass dieser Anschlag die seit Monaten anhaltende Gewalt auf eine neue Stufe der Bedrohung gehoben hat. Die palästinensische Hamas preist den Angriff als "natürliche Antwort auf die Verbrechen der Besatzung". Die Terror-Kollegen vom Islamischen Dschihad sehen darin einen willkommenen "Beweis für das Versagen der Sicherheitskooperation zwischen Israel und der Palästinensischen Autonomiebehörde" in Ramallah. Vor einem direkten Bekenntnis zur Täterschaft allerdings hüten sie sich. Israels Premierminister Benjamin Netanjahu, den die Gewaltwelle vor wachsende Probleme stellt, weil er sich stets als Garant der Sicherheit präsentiert, verspricht Verfolgung: "Wir finden den, der die Bombe gebaut hat, wir schnappen seine Hintermänner und wir werden mit diesen Terroristen abrechnen."

Experten wie Avi Dichter, der frühere Chef des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet und heutige Likud-Abgeordnete, warnen allerdings auch vor Panik. Im israelischen Rundfunk sprach Dichter von einem eher kleinen Sprengsatz, der nicht auf eine ausgefeilte Infrastruktur hindeute. Zur Beruhigung trägt das kaum bei, zumal fast zeitgleich zur Jerusalemer Explosion enthüllt worden war, dass Israels Armee an der Grenze zum Gazastreifen einen neuen Tunnel der Hamas entdeckt hatte, von dem aus Israel angegriffen werden sollte. Die Spannung steigt zudem wegen des am Freitag beginnenden Pessach-Festes. Dann steht besonders der hochsensible Tempelberg mit den muslimischen Heiligtümern Al-Aksa und Felsendom im Fokus, der zum Pilgerziel vor allem national-religiöser Juden werden könnte. Die höchste Warnstufe wurde ausgerufen.

© SZ vom 20.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: