Iran:Zeit der Radikalen

In Teheran und Washington sammeln sich die Atom-Deal-Gegner.

Von Paul-Anton Krüger

Zu den Hassobjekten von Donald Trump und vieler Republikaner im US-Kongress gehört das Atomabkommen mit Iran. Nicht minder verhasst ist es den Radikalen in Teheran, zuvorderst den Revolutionsgarden, die versuchen, ihre Macht zu festigen. Ihr Widersacher Ali Akbar Haschemi Rafsandschani ist gestorben, der mächtige Strippenzieher der Moderaten. Und im Mai stehen Präsidentenwahlen an.

Trump hat mittlerweile wohl erkennen müssen, dass sein Wahlkampfversprechen, den "schlechtesten Deal aller Zeiten" aufzukündigen, nicht so einfach umzusetzen ist. Das würde auch nicht das alte Sanktionsregime zurückbringen, das Iran ja nur deshalb wirklich unter Druck setzte, weil die Europäer mit an Bord waren. Auch Iran wird das Abkommen kaum aufkündigen, denn das würde die Europäer in Zugzwang bringen. Von London über Paris bis Berlin will jede Regierung an dem Abkommen festhalten.

Zu befürchten ist jedoch, dass sich Trump, umgeben von Iran-Hardlinern, und die Radikalen im iranischen Regime mit gezielten Provokationen gegenseitig in einer Eskalationsspirale treiben, bis das Abkommen platzt. Iran hat dabei mehr zu verlieren als die USA. Aber weder Präsident Hassan Rohani noch sein Außenminister können die Revolutionsgarden einbremsen. Und dass sich Trump von Appellen aus Europa beeindrucken lässt, ist auch nicht zu erwarten.

© SZ vom 01.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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