Iran: Inhaftierte deutsche Journalisten:Nutzlose Drohgebärden

Um den beiden in Iran inhaftierten deutschen Journalisten zur Freiheit zu verhelfen sollte Deutschland Drohgebärden vermeiden. Es stehen kaum Druckmittel zur Verfügung und Theaterdonner wäre kontraproduktiv.

Rudolf Chimelli

In ihrem Bemühen, den beiden in Iran inhaftierten deutschen Journalisten zur Freiheit zu verhelfen, kann die Bundesregierung wenig richtig machen und vieles falsch.

Die beiden deutschen Journalisten im iranischen Fernsehen während eines Treffens mit ihren Familien am 27. Dezember. (Foto: dpa)

Teheran sitzt am längeren Hebel und nutzt diesen Vorteil aus, um Hoffnungen durch wohldosierte Gesten entweder zu wecken oder zu dämpfen: so vorige Woche durch die Erlaubnis zum Besuch der Häftlinge durch Verwandte, oder umgekehrt jetzt durch die Ankündigung der zur Steinigung verurteilten Sakineh Aschtiani, sie werde die Reporter verklagen.

Es gab eine Zeit, in der das diskrete Zusammenspiel deutscher und iranischer Geheimdienststellen so gut war, dass ein Problem wie dieses schnell erledigt gewesen wäre. Doch die liegen weit zurück.

Es mag klug gewesen sein, die beiden Pechvögel von Täbris zunächst namenlos zu lassen, in der Erwartung, ein Bagatellfall sei leichter aus der Welt zu schaffen als eine Staatsaffäre. Doch nun muss die deutsche Seite das Gewicht der öffentlichen Meinung ins Spiel bringen. Anonymität ist dabei keine Hilfe mehr.

Verantwortliche in Deutschland sollten aber Drohgebärden vermeiden, zumal kaum Druckmittel zur Verfügung stehen. Theaterdonner wäre kontraproduktiv, denn er würde Trotzreaktionen hervorrufen.

Damit wäre jenen Radikalen in Teheran geholfen, denen an guten Beziehungen zum Westen wenig liegt. Umworben werden müssen die konstruktiven Kräfte im iranischen Apparat, die in den deutschen Gefangenen eine lästige Bürde sehen.

Wenn es in der Vergangenheit darum ging, Ausländer aus iranischer Haft zu lösen, war der Erfolg meist mit Gegenleistungen verbunden. Wie diese aussehen könnten, lässt sich öffentlich nicht diskutieren.

© SZ vom 03.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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