Interview:Anton Hofreiter: "Ich bin der Öko"

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Anton Hofreiter besichtigt eine Sojaplantage im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso. (Foto: dpa)

Der Chef der Bundestagsfraktion der Grünen möchte gerne Spitzenkandidat im Wahlkampf 2017 werden. Wie er das schaffen will und was er vom Veggie Day hält, erzählt er im Interview.

Von Jan Heidtmann

Der "Toni", wie Anton Hofreiter oft genannt wird, spielt derzeit auf vielen Bühnen: als Autor eines Buches über die "Fleischfabrik Deutschland", als Gegenpart zum AfD-Chef Jörg Meuthen auf dem Podium der Universität Passau, als Naturbursche, der hilft, die Isar zu renaturieren. Es ist Wahlkampf bei den Grünen, bis zum Januar 2017 sollen die Mitglieder ihre Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl bestimmt haben. Anton Hofreiter, der kräftige Mann mit dem weichen Händedruck, Chef der Bundestagsfraktion der Grünen, tritt dabei gegen Cem Özdemir, Katrin Göring-Eckardt und Robert Habeck an. Im Kampf um Aufmerksamkeit liegen die Drei bislang vorn, doch "Bekanntheit ist auch nicht alles", sagt Hofreiter im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. "Ich bin der Öko, der für Klimaschutz, Artenvielfalt, für die Wende in der Agrarwirtschaft einsteht. Und ich bin bereit, das auch gegen Widerstände durchzukämpfen."

Neben seinen recht geschliffen wirkenden Parteikollegen gibt Hofreiter den Grünen wieder etwas Urwüchsiges. Da sind die langen Haare, sein bayerischer Akzent und der Wunsch, sich vom politischen Betrieb nicht verbiegen zu lassen. "Mir geht es darum, dass ich am Alltag dranbleibe", sagt er, "dass ich am Ende noch imstande bin, selbst eine Fahrkarte zu kaufen." Einen "edlen Wilden" haben ihn Hauptstadtjournalisten einmal genannt. Kann er damit etwas anfangen? "Es ist eine lustige Assoziation", sagt Hofreiter. "Klingt nach Lederstrumpf."

Bei der vergangenen Bundestagswahl wurden die Grünen verspottet. Anlass war ihre Forderung, in öffentlichen Einrichtungen einmal in der Woche einen Veggie-Day einzulegen. Wieder einmal galten sie als Partei von Nörglern und Nölern, als Verbotspartei. Hofreiter will das diesmal unbedingt verhindern. "Ich halte einfach nichts davon, den Menschen auf den Nerven herumzutrampeln", sagt er. "Wenn die Leute ein Stück Fleisch kaufen, also etwas völlig Legales tun, dann zu sagen, das ist moralisch verwerflich? Ich finde das schwierig."

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