Immobilienmarkt:Übernahmekampf verunsichert Mieter

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Deutschlands größter Wohnungskonzern will seinen Hauptkonkurrenten schlucken. Mieter sorgen sich: Ein Immobilienbesitzer mit mehr als einer halben Million Wohnungen könnte zu steigenden Mieten führen.

Von Caspar Busse, München

Eine geplante Großfusion sorgt für Aufregung am deutschen Immobilienmarkt: Der Marktführer Vonovia will das zweitgrößte Unternehmen Deutsche Wohnen kaufen. Vonovia - die Firma hieß bis vor Kurzem Deutsche Annington - besitzt derzeit 370 000 Wohnungen in ganz Deutschland, Deutsche Wohnen 140 000, einen großen Teil davon in Berlin. Der Deutsche Mieterbund kritisierte das geplante Geschäft. Durch derartige Transaktionen entstehe keine einzige neue Wohnung für den deutschen Markt, hieß es. Leidtragende könnten dagegen die Mieter sein, denn die müssen möglicherweise mit Mieterhöhungen rechnen.

Vonovia will insgesamt 14 Milliarden Euro in den Kauf investieren, einschließlich der Übernahme von Schulden. Es wäre eine der größten Firmenübernahmen in Deutschland in jüngerer Zeit und das teuerste Immobiliengeschäft. Ob die Übernahme auch zustande kommt, ist aber noch offen. Das Management der Deutsche Wohnen wehrt sich nämlich vehement. Vorstand und Aufsichtsrat haben das Kaufangebot am Mittwoch als "unattraktiv und inadäquat" zurückgewiesen. Die 14-Milliarden-Euro-Offerte spiegele in keiner Weise das Wachstumspotenzial und die Qualität des Immobilienportfolios des Unternehmens wider. Deutsche Wohnen seinerseits will die Immobilienfirma LEG übernehmen, mit 110 000 Wohnungen die bisherige Nummer drei auf dem deutschen Markt. Rolf Buch, der Chef von Vonovia, versucht, dies mit seinem Angebot zu verhindern.

Es ist ein für Deutschland ungewöhnlicher Übernahmekampf. Denn normalerweise finden Unternehmenskäufe hierzulande einvernehmlich und nicht gegen den Willen der Firmen, also feindlich, statt. Nun müssen Ende Oktober die Aktionäre von Deutsche Wohnen über das Angebot entscheiden. Vonovia-Chef Buch, der zuvor lange für den Bertelsmann-Konzern gearbeitet hatte, warb für den Zusammenschluss: Es handele sich um eine "attraktivere und strategisch sinnvolle Alternative" zur geplanten LEG-Übernahme durch Deutsche Wohnen. Durch den Zusammenschluss erwartet er Synergieeffekte in Höhe von 84 Millionen Euro vor Steuern, etwa durch eine gemeinsame Verwaltung der Wohnungen. Auch die Mieter würden profitieren, da das neue Unternehmen mehr Geld in die Erneuerung der Wohnungen investieren könne, sagte Buch. Gleichzeitig werden dann aber üblicherweise auch die Mietpreise angehoben.

Seit Längerem ist der deutsche Wohnungsmarkt Ziel von deutschen und internationalen Investoren. Angesichts niedriger Zinsen und den im Vergleich zu anderen Ländern moderaten Immobilienpreisen sind die Renditen in Deutschland hoch. Die Dax-Firma Vonovia hatte 2014 den Konkurrenten Gagfah für vier Milliarden Euro und zuvor die Süddeutsche Wohnen gekauft. Deutsche Wohnen wiederum hatte 2013 GSW für 1,7 Milliarden Euro übernommen. Durch die zunehmende Macht weniger Vermieter könnten die Mieten weiter steigen, kritisiert der Mieterbund.

© SZ vom 15.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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