Hamburg:Senat droht mit Zwangsverkauf der "Roten Flora"

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Das umstrittene Hamburger Kulturzentrum "Rote Flora" im Stadtteil Altona (Foto: dpa)

Hamburgs SPD-Senat will den Eigentümer des linksalternativen Kulturzentrums "Rote Flora" notfalls zum Verkauf zwingen. Doch was ihm die Stadt bisher für das Gebäude zahlen will, nennt sein Immobilienberater ein "unanständiges Angebot".

Bringt ein Rückkauf die Wende im Streit um die "Rote Flora"? Hamburgs Senat hat dem Eigentümer des linksalternativen Kulturzentrums "Rote Flora", Klausmartin Kretschmer, mit einem Zwangsverkauf des alten Theaters an die Stadt gedroht.

Sollte er seine bereits gestellten Bauvoranfragen für das Gebäude nicht bis Anfang Februar zurücknehmen, werde die Stadt von ihrem Wiederkaufsrecht Gebrauch machen, sagte Finanzsenator Peter Tschentscher (SPD) am Dienstag. Die Stadt hat Kretschmer schon vor Monaten 1,1 Millionen Euro für die Flora angeboten. Das ist diesem jedoch zu wenig. Seine - aus Sicht der Stadt illegalen - Umbauabsichten versetzten in den vergangenen Wochen die linke Szene in Aufregung.

Kretschmers Immobilienberater Gert Baer sprach am Dienstag von einem "unanständigen Angebot" und kündigte eine Stellungnahme an. Der Sprecher der "Roten Flora", Andreas Blechschmidt, wollte sich nicht äußern. Er verwies auf eine Pressekonferenz der "Floristen" an diesem Donnerstag.

Am gestrigen Montag wurden die umstrittenen Gefahrengebiete zum Schutz von Polizisten gegen Angriffe und Krawalle aufgehoben. Die Regelung der Gefahrengebiete war zehn Tage in Kraft. Die verfolgten Ziele seien erreicht, teilte die Polizei am Montag mit. In den vergangenen Tagen habe es keine gezielten Angriffe auf Beamte mehr gegeben.

Die Polizei hatte am ersten Januarwochenende ein großes Gefahrengebiet als Reaktion auf Krawalle und Angriffe auf Polizeibeamte eingerichtet. Es umfasste Teile von Altona, St. Pauli und des Schanzenviertels - und hatte damit das Ausmaß einer mittelgroßen Stadt mit mindestens 50.000 Einwohnern. Die Polizei durfte in diesem Bereich jeden verdachtsunabhängig überprüfen. Gegen die Einrichtung des Gefahrengebiets war beinahe täglich demonstriert worden.

Anlass für die Errichtung der Gefahrengebiete waren Ausschreitungen rund um eine Demonstration zum Erhalt des linksautonomen Kulturzentrums "Rote Flora" am 21. Dezember.

Hamburg zeigte sich bereits offen für Rückkauf

Die Stadt Hamburg zeigte sich bereits vor Wochen offen für einen Rückkauf der "Roten Flora". Die Stadt hatte das Grundstück im Schanzenviertel 2001 an Klausmartin Kretschmer für umgerechnet knapp 190.000 Euro verkauft.

Bereits Mitte Dezember sagte Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz in einem Radioitnerview: "Wenn er sagt, das gelingt ihm nicht und er möchte das wieder loswerden, sind wir da offen für einen Rückkauf. Allerdings haben wir immer gesagt, das kann jetzt nicht viel mehr sein als das, was er damals bezahlt hat." Der Eigentümer habe offenbar andere Vorstellungen.

Kretschmer versucht seit 2011, das etwa 1770 Quadratmeter große, inzwischen wohl millionenteure Grundstück samt heruntergekommener "Roter Flora" wieder zu verkaufen - bislang vergeblich. Er kündigte an, für die Flora ein Nutzungsentgelt in Höhe von 25.000 Euro plus Mehrwertsteuer pro Monat zu fordern.

Die "Rote Flora" ist ein Autonomes Zentrum in dem seit November 1989 besetzten Gebäude des ehemaligen Flora-Theaters im Hamburger Schanzenviertel. Es wurde 2001 von der Stadt Hamburg an einen Immobilienhändler verkauft. Die "Rote Flora" gilt seit ihrer Besetzung als Symbol des linken Widerstands.

© Süddeutsche.de/dpa/kjan - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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