Hamburg: FDP flirtet mit SPD:Alle lieben Olaf

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Hamburgs FDP bietet sich der SPD offensiv als Partner nach der Wahl an - doch der sozialdemokratische Frontmann Olaf Scholz wimmelt die Liberalen wenig charmant ab.

Jens Schneider, Hamburg

Zu Jahresbeginn waren es bloß Andeutungen gewesen. Da wollte sich Katja Suding, Spitzenkandidatin der Hamburger FDP, in der Koalitionsfrage noch nicht festlegen, zeigte sich aber offen für ein Bündnis mit der SPD nach der Wahl am 20. Februar. Dazu lieferte die junge PR-Beraterin die üblichen Satzbausteine: Dass die FDP keine Regierungsbeteiligung um jeden Preis anstreben werde, solche Sachen. Bald wurden die Offerten deutlicher.

Die Spitzenkandidatin der Hamburger FDP für die Bürgerschaftswahl, Katja Suding, während einer Diskussionsveranstaltung neben dem SPD-Frontmann Olaf Scholz. (Foto: dapd)

Gut eine Woche vor der Wahl könnten sie nun eindeutiger nicht sein: Auf den Großplakaten der FDP, die Suding lachend im gelben Regenmantel zeigen, klebt ein rosafarbener Aufkleber "Lieber FDP als GAL".

Die Botschaft: Statt eines Bündnisses der Sozialdemokraten mit den Grünen, die in Hamburg Grün-Alternative Liste (GAL) heißen, sollen die Wähler eine rot-gelbe Koalition ermöglichen. Die SPD liegt unter Olaf Scholz klar vorn, die CDU hat alle Hoffnungen aufgegeben, auch nach der Wahl den Senat zu führen. Scholz aber hat sich seit 2009 den Grünen versprochen. Den Umfragen zufolge hätten beide zusammen einen gewaltigen Vorsprung. Die größte Sorge der Grünen ist, dass es für Scholz gar zur absoluten Mehrheit reichen könnte.

Unruhe brachte zu Wochenbeginn der einstige SPD-Bürgermeister Henning Voscherau ins Geschehen. Er empfahl, die GAL in die Opposition zu schicken: Sie hätte das dringend nötig. Voscherau, der nicht als Grünen-Freund bekannt ist, sprach sich für ein Bündnis mit der FDP aus. Die war seit 2004 nicht in der Bürgerschaft. Seit Jahren fiel sie nur durch einen bizarren internen Streit auf. Im Vergleich zu den Grünen wäre die FDP gewiss ein pflegeleichter Partner, könnte wenige Senatoren-Posten beanspruchen.

Scholz aber bleibt eindeutig beim Wunschpartner GAL. "Jede Stimme für die FDP ist verschenkt", sagt er zur Süddeutschen Zeitung. Tatsächlich soll ihre Offerte vor allem der FDP selbst über die Fünf-Prozent-Hürde helfen. Ihr Einzug gilt als unsicher. Sollte er aber gelingen, könnte Scholz faktisch zwischen vielen Bräuten wählen. Die SPD wirkt wie ein Magnet, an dem sich im Kraftfeld der Hamburger Politik alle ausrichten.

Außer der FDP appellieren die Grünen an die Wähler, sie sollen zumindest mit ihrer Zweitstimme Rot-Grün ermöglichen. Und auch die CDU würde, so signalisiert sie, als kleiner Partner in einer großen Koalition bereit stehen. Nur die Linke macht Scholz keine Avancen.

© SZ vom 10.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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