Großbritannien:Teure Wähler

Die Abschottungspolitik der konservativen Regierung kommt bei den Wählern gut an. Den Preis dafür muss die Wirtschaft bezahlen.

Von Björn Finke

Die Botschaft der Regierung ist klar: Britische Unternehmen beschäftigen zu viele Ausländer. Deswegen fänden Briten keinen Job oder erhielten niedrigere Gehälter. Bei ihren Parteitagsreden arbeiteten sich sowohl Innenministerin Amber Rudd als auch Regierungschefin Theresa May am Thema Einwanderung ab. Sie versprechen, die Zahl der Migranten zu senken.

Die beiden wissen, dass so ein Versprechen prima ankommt. Zahlreiche Briten stimmten deshalb für den Austritt aus der EU, weil ihrer Meinung nach zu viele Fremde auf der Insel leben. Einheimische und Einwanderer konkurrieren um Jobs, Kindergartenplätze, Wohnungen. Das ändert aber nichts daran, dass Ausländer dem Königreich enorm nutzen. Sie gründen Firmen, besetzen Stellen, die kein Brite besetzen will oder kann, sie zahlen Steuern und bereichern die Kultur. Großbritannien ist seit Jahrhunderten offen für Einwanderer - und damit gut gefahren.

Bisher kann die Regierung nur beeinflussen, wie viele Migranten von außerhalb der EU hereindürfen. Nach dem Brexit könnte es London auch EU-Bürgern erschweren, auf die Insel zu ziehen. Nutzen May und Rudd diese Freiheit, um Großbritannien stärker abzuschotten, brächte ihnen das vielleicht die Stimmen frustrierter Wähler. Doch zugleich würden sie der Wirtschaft des Königreichs kräftig schaden. Und die Stimmung im Land vergiften. Populismus hat einen hohen Preis.

© SZ vom 06.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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